DAS JÜDISCHE ALTERSHEIM IN DER LÜTZOWSTRASSE


Sowas nennt man einen Zufallsfund: Bei einer Internet-Recherche in Bildarchiven (im bpk Bildarchiv) fiel mir vor etwa zwei Jahren ein Foto auf, das betitelt war „Das jüdische Altersheim in der Lützowstraße 48“. Davon war und ist bislang in der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte des Lützow-Viertels nie die Rede gewesen, anders als von der alten Synagoge an der Potsdamer Straße 26, die 1907 durch die Synagoge in der Lützowstraße 16 ersetzt worden war; und gelegentlich wird auch der Betsaal der sephardischen Judengemeinde in der Lützowstraße 111 erwähnt. Aber ein Altersheim?

Ausverkauft, Enteignet, Ermordet

Jüdisches Gewerbe (1)

Der massenhaften Vernichtung Jüdischen Lebens in Europa lief die massenhafte Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit in Deutschland voraus. Und dies geschah insbesondere in Berlin, da ja rund fünfzig Prozent aller Juden zugeordneten Gewerbebetriebe in Berlin registriert waren. Allerdings setzte die Verfolgung der Juden nicht plötzlich ein. Antisemitismus hatte in Deutschland eine lange Vorgeschichte und so hatten bereits in den Zwanziger-Jahren die Übergriffe auf Unternehmen, die als jüdisch betrachtet wurden, zugenommen. Mit der Machtübertragung auf Adolf Hitler 1933 startete aber der wohl „radikalste und in seiner Radikalität ,erfolgreichste‘ Umsteuerungsvorgang in der Wirtschaft“ Deutschlands (Ludolf Herbst).

Überlebende der Blockade

Sie leben in unserer Nachbarschaft:
Letzte Überlebende der Blockade von Leningrad

Lange wurde in der Bundesrepublik Deutschland behauptet, die deutsche Wehrmacht sei nicht wissentlich an den nationalsozialistischen Kriegsverbrechen in Europa beteiligt gewesen. So wurde denn auch die Belagerung von Leningrad als eher kriegstaktisches – nicht ungewöhnliches – Geschehen heruntergespielt. In Wirklichkeit war diese ein schweres Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung.

HERWARTH WALDEN UND SEINE „STURM-GALERIE“

Bis zum Beginn des Nationalsozialismus war Tiergarten Süd ein Hotspot der zeitgenössischen Kunst. Zu den  wichtigsten Galeristen gehörte Herwarth Walden, der 1912 seine „Sturm-Galerie“ in der Potsdamer Straße 134a eröffnete.

14 JÜDISCHE RICHTER SCHON IM FRÜHJAHR 1933 AUSSER DIENST GESTELLT

Reinhold Gerken, ehemaliger Gerichtspräsident des Arbeitsgerichts Berlin, stand am 17. Juni 2021 im Fokus seines Vortrags mit Podiumsdiskussion zum Thema „Jüdische Richter an den Berliner Arbeitsgerichten, ihre Bedeutung für das deutsche Arbeits- und Sozialrecht und ihre Verfolgung durch die Nazis“. Die Veranstaltung war Teil der Vortragsreihe des Projektes „Jüdisches Leben und Widerstand in Tiergarten Süd“ in Kooperation mit der Kiezzeitung mitteNdran e.V., den „Stolpersteinen“ in Berlin Alt-Mitte und Wedding, so wie der „Quartiersentwicklung Tiergarten Süd – seniorenfreundlicher Stadtteil“, und fand mit 16 Teilnehmern im Saal des Kiezzentrums Villa Lützow statt und wurde zudem gestreamt. Gabriele Hulitschke moderierte den Abend.

DIE „GRADIVA“ IN DER KURFÜRSTENSTRASSE

(ein Beitrag von Regine Lockot)

In der Kurfürstenstraße 115/116 fand vom 25. bis 27. September 1922, im „Haus des jüdischen Brüdervereins gegenseitiger Unterstützung”, der 7. Internationale Psychoanalytische Kongress der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) statt. Er war der letzte, an dem Sigmund Freud persönlich teilnahm.
Nach einer Blütezeit der Psychoanalyse im Berlin der 20er Jahre wurden ab 1933 alle jüdischen Psychoanalytiker durch die Nationalsozialisten aus Deutschland und später auch aus Österreich vertrieben. Sigmund Freud fand in London Exil, wo er am 23. September 1939 starb.

Wirkung in die ganze Welt

Das von Karl Abraham gegründete Berliner Psychoanalytische Institut wurde 1922 zum Vorbild der Psychoanalytischen Institute der Welt – und gilt bis heute als der „heilige Gral“ der Freud’schen Psychoanalyse.

DIE ANFÄNGE DER PSYCHOANALYSE IN DEUTSCHLAND LIEGEN IN UNSEREM KIEZ

Fast dreißig TeilnehmerInnen nahmen am Donnerstagabend an der 90 minütigen Zoom-Video-Konferenz „Wo Es war, soll Ich werden.“ (Sigmund Freud) über  „Das Abraham Institut in der Körnerstraße“ teil. Den bebilderten Vortrag hielt Ludger M. Hermanns, Psychoanalytiker und Archivar des Berliner Psychoanalytischen Instituts, das unter dem Namen Karl-Abraham-Institut in der Körner Str. 11 in unserem Kiez angesiedelt ist.

Karl Abraham (1877-1925), Wegbereiter der Psychoanalyse in Deutschland