Das Buch Esther – Präzedenzfall für die deutsche Geschichte

Das jüdische Purimfest wird in diesem Jahr am 25. und 26. Februar gefeiert.  Aus der Thorarolle wird dazu in der Synagoge stets die Buchrolle „Esther“ mit seinen 10 Kapiteln rezitiert. In dieser äußerst dramatischen Schilderung eines knapp verhinderten Genozids vor unserer Zeitrechnung erscheint zum ersten Mal das Wort „Yehudi“ (Jude). Gott kommt nicht vor. Es ist der Zufall, der im Buch Esther das Schlimmste verhindert.

Am 27. Januar 1945 …

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das KZ-Auschwitz und das Vernichtungslager Birkenau.

Davor hatten auch viele jüdische Mitbürger*innen aus unserm Kiez dort ihren Tod gefunden.

VOM ERFOLGREICHEN VERWISCHEN VON SPUREN…

Mit 25 Teilnehmern fand am 21. Januar per Videokonferenz der Vortragsabend zum Thema „Nazi-Herrschaft und Widerstand in Tiergarten“ mit dem Historiker und Autor Dr. Heinrich Wilhelm Wörmann statt. Eingeladen hatte die Initiative „Jüdisches Leben und Widerstand in Tiergarten Süd“. Als Host leitete Gabriele Hulitschke die Veranstaltung und assistierte dem Redner technisch beim virtuellen Darstellen von Plänen und Fotografien.

Verschwundene Stolpersteine

So sah er aus der Stolperstein für Mildred Harnack-Fish © OTFW
So sah er aus der Stolperstein für Mildred Harnack-Fish © OTFW

Bei meiner Recherche zu einem Artikel über den Widerstand in unserem Kiez (erscheint in der nächsten Printausgabe) habe ich mich auch auf die Suche nach den Stolpersteinen von Arvid Harnack und Mildred Harnack-Fish in der Genthiner Straße gemacht und fand – nichts! Klar, da war über Jahre eine Baustelle, aber auch nachdem Gerüste und Abdeckungen entfernt worden waren, tauchten sie nicht wieder auf.

DIE „GRADIVA“ IN DER KURFÜRSTENSTRASSE

(ein Beitrag von Regine Lockot)

In der Kurfürstenstraße 115/116 fand vom 25. bis 27. September 1922, im „Haus des jüdischen Brüdervereins gegenseitiger Unterstützung”, der 7. Internationale Psychoanalytische Kongress der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) statt. Er war der letzte, an dem Sigmund Freud persönlich teilnahm.
Nach einer Blütezeit der Psychoanalyse im Berlin der 20er Jahre wurden ab 1933 alle jüdischen Psychoanalytiker durch die Nationalsozialisten aus Deutschland und später auch aus Österreich vertrieben. Sigmund Freud fand in London Exil, wo er am 23. September 1939 starb.

Widerstand – Das Tiergartener Reichsbanner

Am 22. Februar 1924 wurde in Magdeburg durch die drei Parteien der Weimarer Koalition (Zentrum, DDP und SPD) der Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold gegründet. Es sollte helfen die Weimarer Republik gegen ihre radikalen Feinde zu schützen.

Wirkung in die ganze Welt

Das von Karl Abraham gegründete Berliner Psychoanalytische Institut wurde 1922 zum Vorbild der Psychoanalytischen Institute der Welt – und gilt bis heute als der „heilige Gral“ der Freud’schen Psychoanalyse.

Wir beschlossen in die Höhle des Löwen zu gehen

Im März 2010 – wurde die Gedenktafel für Pfarrer Adolf Kurtz am Eingang zum Gemeindehaus der Zwölf-Apostel-Kirche enthüllt.

1922 kam der damals 31jährige Adolf Kurtz an die Zwölf Apostel Kirche in Berlin-Schöneberg. Er fand eine florierende Gemeinde, die 1880 um einen Kirchenneubau am Dennewitzplatz hatte erweitert werden müssen. Die Potsdamer Straße war die große Ausfallstraße nach Süden. Die Bevölkerung des Gebietes mischte sich aus allen sozialen und kulturellen Schichten. Christen und Juden lebten Haus an Haus.

Gertrud Winter

Stille Heldinnen (4)

Gertrud Winter – eine standhafte Widerständige in unserem Kiez

(von Hans Rainer Sandvoss, aus „Widerstand in Mitte und Tiergarten“)

Gertrud Winter (1896-1988) war auf Grund eines Verkehrsunfalls, der ihre Sehfähigkeit stark beeinträchtigte, vorzeitig aus der Polizeiverwaltung ausgeschieden. 1929 fiel ihr durch Erbschaft das väterliche Juweliergeschäft in der Tiergartener Kluckstraße 13 zu, das sie von nun an bis zur Zerstörung in den letzten Kriegswirren betrieb.

Liselotte Borde

Stille Heldinnen (3)

Als nach der November-Revolution 1918 das gleichberechtigte Frauenwahlrecht eingeführt wurde, begann der rasante Prozess der Emanzipation der Frauen und zumindest in Teilen der Republik und Teilen der Gesellschaft genossen Frauen ihre Beteiligung am politischen und gesellschaftlichen Leben.

Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 machten sich diese jedoch daran, „Frauen auf ihre angestammte Rolle zurück zu führen“.