Die Familie von Ernst Liedtke, Blumeshof 12 (Teil 1)

Manche Geschichten sind längst geschrieben, auch die der Familie Liedtke (1), die ich vor einiger Zeit hier vorgestellt hatte. Aber wenn man sie dann gelesen hat, fällt auf, dass der Geschichte einer Person, einer Familie oder einer Firma im Lützow-Viertel eine Vorgeschichte fehlt, die klärt, wie die Person, Familie oder Firma überhaupt ins Viertel gelang ist. So auch hier: Simon May, der in und mit dem Buch seine jüdische Herkunft entdeckt und erkundet, recherchierte rückwärts bis zu seinem Großvater, dem Rechtsanwalt Dr. Ernst Liedtke und dessen Ehefrau Emmy Liedtke, geborene Fahsel-Rosenthal, die im Blumeshof 12 wohnten (Bild 1). Neugierig geworden, wollten wir wissen, woher die eigentlich kamen …

Bild 1: Ernst und Emmy Liedtke 1926 (Foto aus (1) mit Erlaubnis von Simon May).

Die Herkunft aus Christburg in Westpreußen

Der Name Liedtke war zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Gegend um Danzig nicht selten, die Suche wäre aber wesentlich schwieriger geworden, wenn die Liedtkes nicht jüdisch, sondern katholisch gewesen wären. Christburg (heute: Dzierzgon, Polen) kam mit der ersten Teilung Polens 1776 zu Preußen (Provinz Westpreußen), und im Unterschied zu der Zeit vor 1776 galten danach preußisch-administrative Regeln der Bevölkerungsregistrierung, -statistik und -kontrolle. Daher wissen wir, dass es 1770 keine Juden in Christburg gab, aber 1812 vier jüdische Familien: Daniel Marcus, Moses Laser, Benjamin Isaac, Marcus Matthias Moses (2); darunter waren also keine Angehörigen einer Familie Liedtke. Vermutlich gab es aber einige Familien mehr, die nicht den Status von „naturalisierten“, sondern den von „geduldeten“ Juden hatten. 

Aufgrund einer preußischen Verordnung mussten sich 1812 alle jüdischen Erwachsenen einen Nachnamen zulegen, und diese neuen Namen wurden zusammen mit ihren traditionellen Namen (Jakob ben Abraham ben Salomon = Jakob Sohn des Abraham Sohn des Salomon = Jakob Abraham Salomon) im Amtsblatt veröffentlicht.  Ein Meyer Lewin in Christburg nannte sich ab 1812 Meyer Liedtke, der einzige jüdische Liedtke in Christburg. Andere Familien mit dem Namen Lewin haben sich anders benannt (Lewinsohn etc.); zu diesem Zeitpunkt gab es 55 jüdische Haushalte in Christburg (3). Dieser Meyer Liedtke war vermutlich der Urgroßvater von Ernst Liedtke, dem Berliner Rechtsanwalt. Er muss zu diesem Zeitpunkt (1812) mindestens 24 Jahre alt, d.h. volljährig gewesen sein, wurde somit um oder vor 1788 geboren, wobei wir nicht wissen wo, und mit wem er verheiratet war.

Großeltern, Onkel und Tanten, Eltern des Ernst Liedtke

Die weitere Generationenfolge wissen wir aufgrund von gerichtlichen Eintragungen von Personenstandsänderungen (Geburten, Heiraten Sterbefälle) bei Personen, die keiner Kirche angehörten, sogenannten Dissidenten. Diese Dissidentenregister sind bis zur Einführung des Personenstandsrechts (Standesämter) im Deutschen Reich 1876 (im ehemaligen Preußen 1874) die wichtigsten Quellen jüdischer Familienforschung, ähnlich bedeutsam wie die Kirchenbücher der Katholiken und Protestanten, nur oftmals bei weitem nicht so sorgfältig geführt und erhalten. Für Christburg gibt es diese Register von 1847 bis 1875, entweder im polnischen Staatsarchiv in Danzig oder im Family Search Center der Kirche der Heiligen der letzten Tage, den sogenannten Mormonen, die diese Register fotografiert und online zugänglich gemacht haben (4).

Folgende fünf Ereignisse, zwei Geburten, ein Todesfall und zwei Eheschließungen, konnten wir in den Registern von Christburg finden:

1. die Geburt von Caspar (Chaskel) Liedtke am 23.  September 1847; 

2. der Tod des Casper Liedtke am 25. September, 1849;

3. die Geburt von Rosalie (Rahle) Liedtke am 6. Juni 1850 (Bild 2);

Bild 2: Geburts- bzw. Sterbeeinträge aus dem Dissidentenregister (aus: (4)).

4. die Heirat von Rosalie (Rahle) Liedtke am 29. Januar 1872 mit Louis Hirschberg aus Culm (heute: Chelmno, Polen).

5. die Heirat von Meyer Liedtke am 25. Februar 1874 mit Clara, geb. Henschel, Tochter des Kaufmanns Leyser Henschel aus Graudenz in Westpreußen (heute: Grudziadz, Polen) (Bild 3).

Bild 3: Zwei Hochzeitseinträge aus dem Dissidentenregister (aus: (4))

Meyer Liedtke war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt; er war bei seinem Tod am 8. April 1894 nur 52 Jahre alt: Daraus lässt sich ein Geburtsdatum zwischen dem 26. Februar und 7. April 1842 errechnen.

Am 29. März 1843, wurde sein Bruder Salomon Liedtke geboren, wie wir aus dessen Heiratsurkunde wissen: er heiratete am 24. November 1879 in Mewe (heute: Gniew, 60 km südwestlich von Christburg) Franziska Löwenstein, dort geboren am 5. Juni 1859. Sie war die Tochter des Kaufmanns Isaak Löwenstein und dessen Ehefrau Cäcilie geborene Elias, beide vor 1909 verstorben. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor, Julius Liedtke, dessen Geburtsdatum wir bislang nicht kennen.

In der Liedtke-Henschel-Ehe wurden zwei Kinder geboren: Ernst Liedtke, geboren am 15. Juli 1875, der späteren Rechtsanwalt im Blumeshof, und Theodor Liedtke, geboren 10. Juni 1885. Ob in den 10 Jahren zwischen diesen beiden Geburten weitere Kinder auf die Welt kamen, die nicht überlebt haben, ist nicht bekannt. Da aber inzwischen die Standesamtsregistrierung obligatorisch war, ist dies eher unwahrscheinlich, da die Urkunden aus dieser Zeit sowohl in polnischen Archiven als auch – über Zweitschriften – im Berliner Landesarchiv gesammelt wurden und über die Genealogie-Plattform Ancestry zugänglich sind.

In allen diesen Fällen waren die im Dissidentenregister bzw. im Standesamt eingetragenen Eltern der vier Kinder (Salomon, Meyer, Casper, Rosalie) Tobias Liedtke und dessen Ehefrau Fanni (Fanny, Feine) geborene Löwenthal. Wenn diese vor 1842 (der Geburt von Meyer) verheiratet waren, müssten sie um oder vor 1818 geboren worden sein, Volljährigkeit vorausgesetzt. Hier half uns ein Zufall: In einer Mitteilung des Amtsblattes für den Regierungsbezirk Marienwerder vom 30. August 1878 wurde Tobias Liedtke, 67 Jahre alt, für die Rettung zweiter Kinder vor dem Ertrinken lobend erwähnt (Bild 4). Er war daher im Jahr 1810 oder 1811 geboren worden. Tobias Liedtke ist mit Sicherheit der Großvater des Ernst Liedtke, Meyer Liedtke sein Vater, Salomon Liedtke sein Onkel und Rosalie Liedtke seine Tante.

Bild 4: Meldung aus der Amtspresse der Regierung vom 30. August 1878.

Eine andere jüdische Familie Liedtke, oder doch die gleiche?

Tobias Liedtke wurde in den oben genannten Urkunden von 1847, 1849, und 1850 als Gastwirt, 1872 aber als Kaufmann in Christburg bezeichnet. Dies wirft ein weiteres, bislang ungelöstes Rätsel auf: Es gab in Christburg einen Gastwirt namens Drewitz Liedtke, verheiratet mit einer Finne, geborene Löwenthal; deren Sohn, der Kaufmann und Reisende Schiers (Simon) Liedtke, geboren am 23. August 1845 in Christburg, heiratete am 27. Februar 1886 in Berlin die Lydia Freudenberg (Bild 5). Sie war am 9. Mai 1862 in Berlin geboren worden und Tochter des Kaufmanns Gustav Freudenberg und dessen Ehefrau Friederike, geborene Frank, beide aus Berlin. Simon und Lydia hatten einen Sohn, Theodor, der am 21. Mai 1887 in Berlin geboren wurde (Bild 6). 

Bild 5: Heiratsurkunde Schiers Liedtke mit Lydia Freundenberg (aus: Ancestry)
Bild 6: Geburtsurkunde von Theodor Liedtke aus Berlin (Quelle: Ancestry).

Drewitz Liedtke könnte ein Bruder des Tobias Liedtke sein, und Finne Löwenthal eine Schwester der Fanni Löwenthal, aber es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Drewitz=Tobias und Finne=Fanni waren, da die Namen Drewitz und Finne nur durch zwei einzelne Einträge in einer Heirats- bzw. Sterbeurkunde viele Jahre später dokumentiert wurden. Uns erscheint dies die wahrscheinlichere Erklärung als die Heirat von zwei Liedtke-Brüdern mit zwei Löwenthal-Schwestern. Auch das Geburtsjahr von Schiers/Simon (1845) würde in die Geburtenfolge der anderen Kinder von Tobias und Fanni Liedtke passen.

In diesem Falle hätte Ernst Liedtke einen weiteren Onkel, einen Bruder seines Vaters, gehabt, und einen Cousin namens Theodor, der später, wie sein Bruder Theodor (siehe unten), von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde (5). Wir haben diese Hypothese bislang nicht final überprüft, aber es würde Simon May, der viel Zeit und Energie in die Suche nach diesem, seinem vermeintlichen Großonkel verbracht hat (1), erneut überraschen, ihn nun doch zur weiteren Familie Liedtke zählen zu müssen.

Literatur

1. Simon May: How to be a Refugee. Picador Publisher, London 2021.

2. Akte im Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA), Archiv Nr. I HA Rep. 104, IV C, Nr. 11: Tabelle von den Juden im westpreußischen Kammer-/Regierungs-departement für 1801 ohne Danzig und Thorn, Blatt 32/33, 60/61.

3. Gerhard Salinger: Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens. Teilband 3. New York 1908 (Eigendruck), Seite 707ff.

4. Jüdische Gemeinde Christburg (Kr. Stuhm): Matrikel 1847-1875 FamilySearch Centre: https://www.familysearch.org/de/search/

5. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

Jüdische Apotheker, Ärzte und Wissenschaftler (1): Apotheker Lewy, Lützow-Apotheke (Teil 1)

Diese Story erzählt die Familien- und Lebensgeschichte der jüdischen Apothekerfamilie Lewy, die die Lützow-Apotheke an der Ecke Schillstraße/Wichmannstraße von 1904 bis 1938 betrieb (Bild 1), bevor der letzte Inhaber, Dr. Curt Lewy, aus Deutschland vertrieben wurde.

Bild 1: Die Lützow-Apotheke an der südlichen Ecke Schillstraße 7/Wichmannstraße 28. (Foto aus dem Landesarchiv Berlin, Fotograf unbekannt, um 1930 , F Rep. 290 (01) Nr. 0268831).

Familienherkunft

Die Lewys waren eine Berliner Familie, zumindest die vier Generationen, die wir mit konventionellen genealogischen Mitteln (Ancestry, Geni) übersehen können. Der Urgroßvater von Curt Lewy war Aron Israel Lewy, ein Berliner Lotterie-Untereinehmer und Handelsmann. Er war am 6. November 1782 in Pinne (polnisch: Pniewy) im Herzogtum Warschau geboren worden; Pinne gehörte seit der dritten Teilung Polens (1795) zu Preußen. Sein Vater Israel Aron Levy war dort „Schutzjude“ gewesen, d.h. er hatte ein offizielles Aufenthaltsrecht, und dort war er auch verstorben (1). Sein Sohn kam etwa 1798, mit 16 Jahren, nach Berlin. In der Liste der jüdischen Nachnamen von 1814 (2) ist er als Handlungsdiener Aron Israel Levy gelistet und wohnte in der Jüdenstraße 40. Das Bürgerrecht erhielt er am 8. März 1815. Er heiratete am 10. Dezember des gleichen Jahres Betty, die Tochter des Handelsmannes Moses Feiwisch aus Chodziesen (polnisch: Codziez; ab 1878 Colmar in Posen). Ihr vermutlich einziges Kind, ein Sohn, Israel Aron Lewy, wurde am 22. November 1816 in Berlin geboren wurde. Der Vater starb am 24. März 1853 (1).

Israel Aron Lewy hatte eine Ausbildung zum Goldarbeiter (Goldschmied-Gehilfe) gemacht, als er am 21. Juni 1838 das Bürgerrecht bekam. Er war Mitglied der Gehilfenkasse des Goldschmiedeamts und wohnte in der Friedrichstraße 73. Er heiratete am 25. August 1840 Johanna Bendix, die Tochter des Jacob Bendix, Schächter und Gemeindeschreiber der jüdischen Gemeinde Berlin. In der Liste der Nachnamen jüdischer Bürger in Preußen von 1814 ist er als Handelsmann gelistet (1). Aus dieser Ehe entstammten die Kinder Moritz (* 20. Juli 1841), Therese (* 14. Februar 1843), Gustav (* 9. Oktober 1844) und Abraham Adolf Lewy (* 1855). Ihr Vater machte sich derweil als Kunsthändler und Antiquar in Berlin einen Namen und durfte sich Hof-Antiquar nennen, weil Angehörige des Königshauses gelegentlich bei ihm vorbeischauten, und er erhielt aus diesem Grunde 1879 einen Orden (Bild 2).

Bild 2: Ordensverleihung für Aron Israel Lewy (Aachener Zeitung vom 9.3.1879).

Moritz und Therese verstarben früh, Gustav Lewy führte das Antiquariat seines Vaters weiter und erwarb dadurch internationales Ansehen, starb aber bereits 1900 im Alter von nur 55 Jahren. Abraham Adolf Lewy studierte Medizin und brachte es bis zum Sanitätsrat. Israel Aron Lewys Frau Johanna starb 1860 in Berlin. Drei Jahre später heiratete Israel Aron Lewy in zweiter Ehe am 27. Juli 1863 in Berlin die aus Fraustadt, Provinz Posen (heute: Wschowa, Polen) stammende Charlotte London, geboren am 7. Mai 1837. Dieser Ehe entstammten vier weitere Kinder: Betty, geboren am 27. Dezember 1864, Salomon, geboren 1865, der am 27. Mai 1867 geborene Albert Lewy, und Max Lewy, am 8. März 1869 zur Welt kam.

Betty heiratete 1887 einen Sigmund Zöllner und hatte mit ihm drei Kinder. Über Salomon (* 1865) wissen wir bislang nichts, außer dass er bereits 1912 nicht mehr am Leben war. Max wurde Porträtmaler und Bildhauer, heiratete 1903 eine Maria Schädler (1867-1940) und verstarb 1942 an Kreislaufversagen und Schlaganfall. Albert Lewy wurde Apotheker; ihn werden wir weiter begleiten. Der Vater Israel Aron Lewy verstarb 1894 in Berlin, und seine Frau verstarb am 21. April 1912 „nach kurzem, schwerem Leiden„.

Albert Lewy´s Apotheker-Ausbildung

Albert Lewy macht im Herbst 1886 das Abitur am Dorotheenstädtischen Realgymnasium in der Georgenstraße (Bild 3). Die Prüfung fand am 9. September 1886 statt, aber Albert wurde von ihr aufgrund seiner Leistungen entbunden. Dann studierte er Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität (FWU) in Berlin: Immatrikulation war am 23. Oktober 1886, Exmatrikulation am 14. Dezember 1888 unter der Matrikel-Nummer 509 im 77. Rektorat (4). Daran schloss sich eine – vermutlich einjährige – Militärzeit sowie eine praktische Tätigkeit in einer oder mehrerer Apotheken. Nach deren Ende im Oktober 1893 arbeitete er, ausweislich des Lebenslaufs in seiner Dissertation, für kurze Zeit am 1. Chemischen Institut der FWU unter der Leitung von Prof. Dr. Emil Fischer, der 1902 den Nobelpreis für Chemie erhielt. Allerdings blieb er offenbar ohne einen Arbeitsvertrag, was durchaus üblich war; im Personalverzeichnis ist er jedenfalls nicht gelistet. Ostern 1895 legte er die pharmazeutische Staatsprüfung ab und erhielt am 15. Juni 1895 die Approbation zum Apotheker; da war er bereits in Erlangen. Zum Sommersemester 1895 wechselte er nämlich, wohl auf Empfehlung von Professor Fischer, zu dessen Vetter, dem Chemiker Prof. Otto Fischer, an die Universität Erlangen. Immatrikuliert hatte sich Albert Lewy an der Universität Erlangen am 1. Mai 1895 als Student der Chemie, wohnhaft in Erlangen, Heuwaagstraße 14. Nach drei weiteren Semestern des Studiums der Chemie promovierte er am 22. Juli 1896 zum Doktor der Philosophie. Der Titel seiner Doktor-Arbeit lautet: „Beitrag zur Kenntnis substituierter Ortho-Diamine“ und behandelt spezielle chemische Verbindungen, die später in der Kunststoff-Herstellung von Wichtigkeit wurden – noch waren diese nicht erfunden.

Bild 3: Das Dorotheenstädtische Realgymnasium (oben) (Zeitschrift für Bauwesen 1878) und deren Abiturienten des Jahres 1886 (Schulbericht des Jahres 1886, Auszug)

Im Jahr 1897 muss er nach Berlin gekommen sein, im Adressbuch von 1898 arbeitete der Apotheker Dr. Albert Lewy in der Königlich Privilegierten Löwen-Apotheke des Dr. J. Lewinsohn in der Lindenstraße 61, die ein Jahr zuvor noch in der Jerusalemstraße 30 residierte (Bild 4). Albert Lewy übernahm die Löwen-Apotheke im Jahr 1898. Und im gleichen Jahr im Dezember heiratete er in Gartz (Oder) Margareta Rosendorff (1877-1939), Tochter von Gustav Rosendorf aus Gartz und Nanny Rosendorf geborene Müllerheim aus Stolp (Hinterpommern) (Bild 5). Sechs Jahre später, zum 1. Oktober 1904, erwarb er die Lützow-Apotheke an der Wichmannstraße 28 vom Apotheker Dr. Ernst Kuhlmann.

Bild 4: Adressebuch-Eintrag für Apotheker Lewinsohn im Jahr 1897 (oben) und Anzeige der Übernahme der Apotheke durch Apotheker Lewy 1898 (Deutscher Reichsanzeiger vom 11.01.1898).
Bild 5: Verlobungs- (Berliner Börsen Curier vom 28.6.1898) und Heiratsmeldung (Berliner Tagblatt vom 3.12.1898).

Margarethe und Albert Lewy hatten zwei Kinder: den am 1. August 1899 geborenen Curt Lewy, der später die Apotheke seines Vaters übernehmen sollte (s. unten), und die am 1. November 1906 geborene Stephanie, die nicht einmal 8 Jahre später, am 5. Februar 1914, in Berlin verstarb (Bild 6).
 

Bild 6: Geburtsmeldung (Berliner Börsen Zeitung vom 14.1.1906) und Todesanzeige (Berliner Tagblatt vom 7.12.1914).

Die Lützow-Apotheke

Die Einrichtung einer neuen Apotheke „am Lützow-Platze an der Ecke der Schill- und Wichmannstraße“ wurde vom Ober-Präsidenten der Provinz Brandenburg mit Erlass vom 1. November 1886 bewilligt – zu diesem Zeitpunkt gab es in Berlin 89 Apotheken. Die Ausschreibung der Stelle des Leiters der Apotheke (sowie drei weiterer, zeitgleich bewilligter Apotheken) erfolgte am 16. November diesen Jahres. Ein Bewerber um die Stelle musste versichern, „daß er eine Apotheke bisher nicht besessen hat, oder sofern dies der Fall sein sollte, die Genehmigung des Herrn Ministers … zur abermaligen Bewerbung … vorzulegen“ (3). Damit sollte verhindert werden, dass Apotheken zur reinen Kapitalanlage wurden, wie es in der sogenannten „Gründerzeit“ (ab 1871) oftmals der Fall war (4). Am 5. Juni 1887 teilte der Polizeipräsident Freiherr von Richthofen mit, dass die Leitung der Lützow-Apotheke der Corps-Stabsapotheker Guido Steuer (1842-1896) aus Cassel (heute: Kassel) erhalten solle (Bild 7), der noch eine klassische Apotheker-Ausbildung hatte: 3,5 Jahre Lehrzeit in verschiedenen Apotheken, dann „Service-Zeit“, am Ende Provisor (erster Gehilfe), dazu noch einige Zeit als Student an einer Universität im Fach Pharmazie, um „Apotheker 1. Ordnung“ zu werden und sich in einer größeren Stadt niederlassen zu können (5); außerdem hatte er im deutsch-österreichischen Krieg 1866 im Feldlazarett gedient. Apotheker Steuer leitete die Apotheke bis zu seinem Tod 1896. Am 21. Februar 1898 kaufte der Apotheker Dr. Ernst Kuhlmann aus Geestemünde die Lützow-Apotheke von der Witwe Steuer. Er war zu diesem Zeitpunkt 36 Jahre alt, hatte, anders als Apotheker Steuer, eine akademische Ausbildung absolviert und am 12. Dezember 1886 die Approbation erhalten. Aber bereits 6 Jahre später, 1904, kaufte Dr. Albert Lewy, der zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt war, die Apotheke und die Apotheken-Lizenz. Jetzt gab es im Adressbuch von Berlin bereits 142 Apotheken (3).

Bild 7: Briefkopf des Apothekers G.Steuer mit seinem Konterfei (aus: (3)).

Literatur

  1. Jacob Jacobson: Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809-1851. Walter de Gruyter Verlag, Berlin 1962.
  2. 2 Amtsblatt der Königlichen Churmärkischen Regierung zu Potsdam. Beilage zum 40. Stück des Amtsblattes. Verzeichnis der in den Städten und auf dem platten Lande des churmärkischen Regierungsdepartements lebenden Juden … Potsdam 1814.
  3. Akten des Landesarchivs Berlin: A Pr. Br. Rep 030 Nr. 192 (Anlage neuer Apotheken) und A Rep. 32-08 Nr. 202 (Gesundheitsamt, Lützow-Apotheke).
  4. Akten des Archivs der Humboldt-Universität Berlin (Studentenliste der Philosophischen Fakultät, 77. Rektorat) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (UAE-C4, 3b Nr. 1991).
  5. Paul Enck: Die Apothekerfamilie Wendland. Eine mikrohistorische Studie aus dem Berliner Lützow-Viertel. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2023, S.11-26.

Elsa Oestreicher (1878 – 1962): Eine Buchbesprechung

Ein lesenswertes Buch ist dieser Tage erschienen (1), über eine dieser „starken Frauen“ aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die mehr Schicksalschläge erlebt haben als die meisten von uns, mehr als wir uns vielleicht sogar vorstellen können, und die dies nicht nur überlebt haben, sondern die wegen dieser Stärke auch die Kraft und den Mut hatten, weiterzuleben, weiterzumachen. Die Rede ist von der Berliner Jüdin Elsa Oestreicher (1878-1962), die die Einschränkungen, Restriktionen und Verfolgungen der Juden vor und nach 1933, die Deportation in das KZ Theresienstadt 1942 und die den Holocaust überlebte, die nach dem Krieg in die USA emigrierte und noch einmal von vorn anfing. Als sie starb, hinterließ sie ihre Veröffentlichungen, Tagebücher, Erinnerungen, Gedichte und Briefe dem Leo-Baeck-Institut in New York City. Dort sind sie öffentlich einsehbar (2); ausgewertet und zusammengefasst hat sie jetzt eine frühere Berlinerin, die in Wismar lebt, Nina Haeberlin, der zu danken ist für diese „Erinnerungsarbeit“ (Bild 1). 

Was Elsa Oesterreich mit dem Lützowviertel verband und verbindet: Sie führte von Oktober 1926 bis März 1932 die Kochschule der „Schule des Hausfrauenvereins Gross-Berlin“ (Bild 2), die in der Straße Am Karlsbad 12-13 ein Zuhause hatte, in der früheren Stadtvilla des Architekten Martin Gropius (1824-1880). Nach eigenen Angaben gab sie hier täglich drei Kurse und hielt Mittwoch nachmittags Vorträge zu Kochen und Backen vor Hausfrauen und Angestellten. Auch in anderen Vereinen, beispielsweise in der jüdischen Gemeinde, und in anderen Bezirken gab sie Kurse und hielt Vorträge. Und sie war regelmäßig Referentin im gerade erst entstanden Rundfunk, der Deutschen Welle, der nicht weit entfernt, im Vox-Haus am Potsdamer Platz, seine Sendestation hatte. 

Kochen hatte sie von ihrer Großmutter gelernt, sie nutzte es in den Zeiten der Lebensmittel-Knappheit im und nach dem ersten Weltkrieg nicht nur selbst, sondern vermittelte es auch anderen: sie fing an, Schulungen abzuhalten und Vorträge zu geben zu kriegsgemäßem sparsamem Umgang mit Lebensmitteln, wurde Beraterin der Lebensmittel-Versorgungsstelle Zehlendorf. Sie nahm an Kochausstellungen der Warenhäuser Tietz und Wertheim teil, sie wurde in eine Schlichtungskommission für Hausangestellte in Wilmersdorf berufen. Das alles wiederum eröffnete ihr den Weg in eine eigenständig Berufstätigkeit.

Als sie 1932 die Schule der Hausfrauen verlassen musste, gründete sie 1933 eine eigene Kochschule in ihrer Privatwohnung in der Augsburger Straße 39, in der sie unterrichtete. Als auch dies nicht mehr möglich war, arbeitete sie in einem jüdischen Alters- und Siechenheim in Lichterfelde in hauswirtschaftlicher Funktion in der Küche, und zuletzt im Jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße, das zu einem Durchgangslager für die Deportationen wurde. Selbst im KZ Theresienstadt übernahm sie die Organisation hauswirtschaftlicher Belange, unter extrem erschwerten Bedingungen. Dort entstanden auch ihre eindrücklichen, hier jetzt erstmals veröffentlichten Gedichte. Und kaum wieder in Freiheit und in den USA, arbeitete sie in der Manhatten Baking and Cooking School und gab wieder Kurse, bis 1952, als sie 74 Jahre alt wurde. Sie starb am 3. Oktober 1962 in New York.

1. Nina Haeberlin: Elsa Oestreicher. Spuren eines (Über-)Lebens. Berlin – Theresienstadt – New York. Callidus Verlag, Wismar 2025.

2. Leo-Baeck-Institut: https://archives.cjh.org//repositories/5/resources/18075

Die Bewohner*innen des jüdischen Altersheims Lützowstraße 48/49

Die folgenden Liste der Bewohner*innen des jüdischen Altersheims in der Lützowstraße entstammt dem Buch „No Remorse“ („Keine Gewissensbisse“) der schwedischen Autoren Johann Ulvenlöv, Matti Palm und Anders Larsson, die in diesem Buch (1) die Geschichte des schwedischen SS-Freiwilligen Gustaf Ekström erzählen, der Pate stand bei der Gründung der Neo-Nazi Partei „Schweden Demokraten“. Ekström hatte sich 1941 der Waffen-SS angeschlossen und hatte seinen ersten Dienstort in der Lützowstraße 48, dem früheren Altersheim, dass die Nazis – genauer: das Reichssicherheitshauptamt, RSHA – 1941 übernommen hatten. Die früheren Bewohner*innen waren in andere Altersheime (Große Hamburger Straße, Schönhauser Allee, Artilleriestraße) und Wohnungen vertrieben und zusammengepfercht worden, bevor sie 1942 zumeist deportiert und ermordet wurden, auch wenn einige wenige den Freitod wählten oder ihnen die Flucht ins Ausland gelang.

Ulvenlöv und seine Kollegen hatten die verdienstvolle Aufgabe übernommen, das Schicksal dieser ehemaligen Bewohner*innen nachzuzeichnen, hatten sie in Adressbüchern Berlins identifiziert und in Holocaust-Datenbanken wie dem Arolsen-Archiv (2), dem Gedenkbuch der Holocaust-Opfer (3) und der Datenbank „Mapping the lives“ (MtL) (4) ihr Schicksal erkundet; von einigen wenigen gibt es auch Fotos in dem Buch. Ich habe diese Liste nur abgeschrieben – ich hätte und habe mir die Aufgabe gar nicht zugetraut – und sie an wenigen Stelle ergänzt, korrigiert oder spezifiziert, und werde dies auch zukünftig tun, wenn neue Erkenntnisse in den Quellen zur Verfügung stehen. Ich lade außerdem jeden ein, der Informationen zu einem oder mehreren der Bewohner*innen, diese mitzuteilen, um diese Liste aktuell zu erhalten. 

Eine kleine, statistische Auswertung der Liste zeigt Folgendes: Die Liste enthält insgesamt 256 Namen, mehrheitlich Frauen (191 = 75%); das Durchschnittsalter betrug 70,8 (18 bis 94) Jahre. Nur acht Personen (6 Frauen) gelang die Flucht, 5 (4 Frauen) entzogen sich der Deportation durch Suizid, und 59 (40 Frauen) starben zuvor, ohne dass klar ist, ob dies ein „natürlicher“ Tod war oder ein verdeckter Suizid. 

162 Personen (122 Frauen) wurden in die verschiedenen Konzentrationslager deportiert, die meisten nach Theresienstadt, und 158 wurden dort oder auf dem Weg dorthin ermordet; bei 20 weiteren Personen (17 Frauen) ist deren Schicksal bislang nicht bekannt. Zwei Frauen wurden im Februar 1945, drei Monate vor Kriegsende, freigekauft durch eine private schweizerische Initiative und gelangten in die Schweiz (s. Jüdisches Leben und Widerstand in Tiergarten vom 1. Oktober 2024), und nur eine Frau überlebte die Deportation und wurde 1945 bei Kriegsende aus dem KZ Mauthausen befreit.

Literatur und Namensliste

  1. Johann Ulvenlöv, Matti Palm, Anders Larsson: No Remorse. Gustaf Ekströn, the SS volunteer who founded the Sweden Democrats. Faktel förlag, Eskilstuna, Schweden 2019.
  2. https://arolsen-archives.org
  3. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
  4. https://www.mappingthelives.org/?language=de
  • Abraham, Regina, *19.8.1887 in Podwolozyska/Skalat. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 23/25) nach Theresienstadt mit Transport I/60 am 7.9.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz am 18.4.1944. Auf dem Transport ermordet.
  • Arndt, Louis, *23.5.1868 in Eichfier.  Starb in Berlin am 29.3.1941.
  • Aronsohn, Cerine, *24.2.1868 (auch angegeben als: 23.2.1861 und 24.2 1860) in Jastrow. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 23.8.1942.
  • Ascher, Max, *28.3.1869 in Naugard. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 18/21) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Auerbach, Catharina, * 29.10.1867 in Landsberg/Warthe. Starb in Berlin am 23.5.1940.
  • Auerbach, Salomon, *20.8.1859 in Labiszyn. Starb in Berlin am 23.5.1940.
  • Auerbach, Selma, *12.10.1869 in Briesen. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 8.1.1943.
  • Baumgardt, Nathan, *15.7.1857 in Hohensalza. Deportiert von Berlin (Artilleriestraße 31) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 10.9.1942.
  • Behrendt, Auguste, *23.7.1867 in Baerting. Deportiert von Berlin (Artilleriestraße 31) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Benheim, Margarete, *24.12.1870 in Berent. Deportiert von Berlin (Iranischestrasse 2) nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 14.7.1942; dort ermordet am 22.5.1944.
  • Bernhard, Arthur, *3.9.1866 in Ziegenhals. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942; dort ermordet am 2.9.1943.
  • Bernhard, Lina, *19.7.1879 in Riga. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport Et am 23.10.1944; dort ermordet.
  • Berwin, Else, * 16.7.1899 in Reetz. Schicksal unbekannt.
  • Bittermann, Hildegard, *11.3.1907 in Berlin. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/44 am 13.8.1942; dort ermordet am 2.12.1943.
  • Bittermann, Meta, *8.4.1879 in Berlin. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/44 am 13.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport Et am 23.10.1944; dort ermordet.
  • Bloch, Ida, *31.1.1857 in Märkisch Friedland. Starb in Berlin am 22.1.1941.
  • Borchardt, Elisabeth, *25.6.1879 in Grunberg. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 72) nach Riga mit Transport 9 am 19.1.1942; dort ermordet.
  • Borchard, Hans, *6.7.1865 in Berlin. Starb in Berlin am 23.5.1939.
  • Boss, Richard, *16.7.1882 in Berlin. Deportiert von Berlin (Elsässerstraße 85) nach theresienstadt mit Transport I/33 am 29.7.1942; dort ermordet.
  • Brandenburg, Auguste, *8.9.1859 in Posen. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942; dort ermordet am 19.10.1942.
  • Brandenburg, Heinrich, *17.2.1857 in Berlinchen. Starb in Berlin am 24.12.1941.
  • Bredt, Clara, *26.2.1861 in Jutrosin. Starb in Berlin am 11.9.1942.
  • Bromberger, Louise, *18.6.1885 in Miejska Gorka. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/95 am 28.5.1943, dort ermordet am 23.5.1944.
  • Bütow, Selma, *1.8.1864 in Egeln. Floh in die USA am 11.7.1939.
  • Buttermilch, Hedwig, *26.6.1863 in Strelno. Deportiert von Berlin (Atilleriestraße 31) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942, dort ermordet am 22.12.1942.
  • Calvery, Johanna, *3.1.1896 in München. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Minsk mit Transport 16 am 23./26.6.1942; dort ermordet.
  • Casparius, Siegfried, *2.7.1857 in Neuwedell. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Caspary, Felix, *30.7.1873 in Bussin. Starb in Berlin am 16.11.1939.
  • Cohn, Alma, *30.1.1880 in Pyritz. Deportiert von Berlin (Brunnenstraße 41) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort Suizid am 13.10.1942.
  • Cohn, Elsa, *20.1.1868 in Offenbach. Starb in Berlin am 25.5.1942.
  • Cohn, Hermann, *2.12.1868 in Sierakow. Deportiert von Berlin (Brunnenstraße 41) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 29.10.1942.
  • Cohn, Margarete, *17.4.1873 in Ellichau. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Cohn, Siegfried, *2.9.1873 in Inowroclaw. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Theresienstadt mit Transport I/15 am 3.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Conrad, Else, *15.4.1896 in Zerkow. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 20) nach Theresienstadt mit Transport I/52 am 26.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport Ep am 9.10.1044; dort ermordet.
  • Czempin, Melanie, *9.5.1866 in Zaniemysl. Starb in Berlin am 4.8.1940.
  • Cronheim, Johanna, *16.10.1864 in Gleiwitz. Deprtiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942; dort ermordet am 10.12.1942.
  • Cronheim, Leopold, *16.7.1862 in Berlin. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/52 am 15.7.1942; dort ermordet am 3.3.1943.
  • David, Martin, *8.4.1884 in Landsberg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/95 am 29.5.1943; dort ermordet am 26.1.1944.
  • Davidowski, Jenny, *15.2.1865 in Güstrow. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Theresienstadt mit Transport I/7 am 17.6.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Davidsohn, Rosa, *17.4.1860 in Podewitz. Starb in Berlin am 18.12.1939.
  • Dienstfertig, Mathilde, *23.5.1866 in Breslau. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 18/21) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Doerpholz, Anna, *15.3.1898 in Berlin. Schicksal unbekannt.
  • Elkan, Sophie, *29.1.1874 in Hamburg. Deportiert von Berlin (Artilleriestraße 31) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Engel, Gustav, *29.12.1861 in Widminnen. Starb in Berlin am 24.1.1942.
  • Fabian, Laura, * 22.4.1861 in Tuchel. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/1 am 2.6.1942; dort ermordet am 15.9.1942.
  • Fabian, Rosa, *15.4.1864 in Tuchel. Starb in Berlin am 24.2.1942.
  • Fabian, Sabine, *10.11.1859 in Warzawa. Starb in Berlin am 11.7.1942.
  • Fabian, Sally, *2.6.1852 in Lubiewo. Starb in Berlin am 27.6.1942.
  • Fabian, Sally, *24.8.1853 in Tuchel. Starb in Berlin am 5.11.1942.
  • Falk, Clara, *18.8.1877 in Schlochau. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Riga mit Tranport 10 am 25.1.1942; dort ermordet. 
  • Falk, Philipp, *4.10.1863 in Deutsch Krone. Starb in Berlin am 4.1.1941.
  • Feige, Marie, *15.11.1867 in Bromberg. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Theresienstadt mit Transport I/9 am 19.6.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Feilchenfeld, Wilhelm, *17.3.1860 in Glogau. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet.
  • Fischel, Rosa, *24. oder 28.3.1869 in Miloslaw (Liebenau). Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 22) nach Theresienstadt mit Transport I/80 am 5.12.1942; dort ermordet am 19.8.1943.
  • Franck, Martin, *13.6.1861 in Magdeburg. Starb in Berlin am 28.5.1939.
  • Frauck, Jenny, *2.1.1861 in Lüthorst. Starb in Berlin am 12.3.1940.
  • Friedländer, Isidor, *24.11.1864 in Czarnkow. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Fürst, Natalie, *21.6.1868 in Berlin. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 28.8.1942.
  • Gans, Therese, *6.12.1871 in Hamburg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/20 am 10.7.1942; dort ermordet.
  • Geismar, Bertha, *25.6.1866 in Bad Kreuznach. Starb in Berlin am 12.5.1942.
  • Gerson, Emma, *17.9.1875 in Schönlanke. Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 17 am 15.8.1942; dort ermordet am 17.8.1942.
  • Gerstel, Laura, *18.12.1855 in Beuthen. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 15.10.1942.
  • Gerstel, Anna, *17.7.1869. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 14.7.1942; dort ermordet im März1944.
  • Goldschmidt, Ottilie, *5.9.1861 in Breslau. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 21) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 14.11.1942.
  • Golinski, Erich, *17.4.1922 in Kotzenau/Liegnitz. Deportiert von Berlin (Elsässerstraße 54) nach Theresienstadt mit Transport I/90 am 17.3.1943. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport El am 29.9.1944; ermordet in Groß-Rosen.
  • Golinski, Paula, *25.8.1892 in Briesen (Wabrzezno). Deportiert von Berlin (Elsässerstraße 54) nach Theresienstadt mit Transport I/90 am 17.3.1943. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport En am 4.10.1944; dort ermordet.
  • Golinski, Renate, *11.5.1924 in Kotzenau/Liegnietz. Deportiert von Berlin (Landwerk Neuendorf) nach Theresienstadt mit Transport I/90 am 17.3.1943. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport En am 4.10.1944. Deportiert von Auswitz nach Freiberg, Flossenbürg, dann nach Mauthausen. Überlebte nach Befreiung im Mai 1945.
  • Golinski, Nathan, *16.11.1893 in Lissa. Deportiert von Berlin (Elsässerstraße 54) nach Theresienstadt mit Transport I/90 am 17.3.1943. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport El am 29.9.1944; dort ermordet.
  • Gossel, Gottfried, *9.5.1874 in Emden. Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 7 vom 27.11.1941; dort ermordet.
  • Götze, Samuel, *8.11.1863 in Bydgoszcz. Starb am 17.3.1941.
  • Grassheim, Hedwig, *14.4.1855 in Berlin. Starb am 23.9.1939.
  • Gruetzmacher, Marianne, *7.9.1876. Starb durch Suizid am 22.11.1941.
  • Grünewald, Helene, *24.12.1876 in Peterswalde. Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Gurau, Emma, *27.1.1862 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 27.8.1942.
  • Guttmann, Flora, *9.1.1863 in Wronke. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28; dort ermordet am 11.9.1942.
  • Hagelberg, Jenny, *4.3.1874 in Dramburg. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942. Deportiert von Theresiensdat nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Hanow, Hedwig, *18.4.1859 in Danzig. Deportiert von Berlin (Gormannstraße 3) nach Theresienstadt mit Transport /I46 am 17.8.1942; dort ermordet am 29.8.1942.
  • Havelburg, Ida, *29.9.1878 in Pasewalk. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 14.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport Ea am 16.5.1944; dort ermordet.
  • Heilbronn, Bertha, *13.12.1859 in Horstmar/Steinfurt. Starb in Berlin am 23.10.1940.
  • Heim, Irene, *24.9.1911 in Borck/Posen. Deportiert von Berlin nach Lodz (Litzmannstadt) mit Transport 3 am 27. oder 29.10.1941. Deportiert von Lodz nach Chelmno (Kulmhof) am 5.5.1942; dort ermordet.
  • Herzog, Lina, *11.4.1884 in Neukrug. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Herzog, Sally, *25.8.1873 in Hochstüblau. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) Nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Heskel, Chaje, *26.4.1867 in Deutsch Krone. Starb in Berlin am 22.3.1940.
  • Hirschberg, Jette, *30.10.1872 in Fischbach. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Riga mit Transport 10 am 19.1.1942; dort ermordet.
  • Hirschberg, Joseph, *20.4.1877 in Sichitskau. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Riga mit Transport 10 am 19.1.1942; dort ermordet.
  • Hirsch, Elise, *11.4.1873. Starb in Berlin am 18.10.1941.
  • Hirsch, Heinz, *28.9.1860. Starb in Berlin am 12.3.1942.
  • Hirschmann, Salomon, *15.10.1852 in Neustadt. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 30.8.1942.
  • Hirschfeld, Selma, *8.6.1862 in Berlin. Starb in Berlin am 18.2.1941.
  • Hoffmann, Minna, *16.6.1909 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 22 am 26.10.1942; dort ermordet.
  • Holzheim, Klara *4.2.1879 in Deutsch Krone. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942; dort ermordet.
  • Holzheim, Max, *22.10.1869 in Deutsch Krone. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942; dort ermordet.
  • Holzheim, Doris, *19.1.1873 in Frankfurt/Oder. Floh nach Brasilien am 19.8.1940.
  • Holzheim, Moritz, *10.7.1865 in Deutsch Krone. Floh nach Brasilien am 19.8.1940.
  • Holzheim, Pauline, *24.9.1874 in Lobsens. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 27) nach Riha mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Jablonowski, Leopold, *29.9.1872 in Seehesten/Sensburg. Floh nach Brasilien am 7.6.1939.
  • Jablonowski, Regina, *15.6.1873 in Lidzbark. Floh nach Brasilien am 7.6.1939.
  • Jacobsohn, Sophie, *3.4.1864 in Swinemünde. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942; dort ermordet am 29.12.1942.
  • Jacoby, Helene, *30.6.1878 in Neustettin. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 18) nach Riga mit Transport 10 am 20.1.1942; dort ermordet.
  • Jacoby, Martha, *14.9.1942 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Br am 20.9.1942; dort ermordet.
  • Jacubowski, Ernst, *5.9.1862 in Swiecie. Schicksal unbekannt.
  • Jacubowski, Michael, *28.12.1868 in Znin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/76 am 15.12.1942. Am 5.2.1945 freigekauft und in die Schweiz deportiert.
  • Kahn, Sophie, *14.1.1858 in Markt Erlbach/Neustadt a.d.Aisch. Schicksal unbekannt.
  • Kalenscher, Rose, *18.8.1883 in Chelmno. Floh nach Brasilien am 25.12.1939.
  • Karo, Pauline, *22.5.1855 in Lüben. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Thresienstadt mit Transport I/17 am 7.7.1942; dort emordet am 2.1.1943.
  • Katz, Martha, *25.5.1879 in Leszno. Starb in Berlin am 13.10.1941.
  • Katzenstein, Emilie, *7.3.1870 in Bydgoszcz. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/36 am 3.8.1942; dort ermordet.
  • Keiler, Agnes, *28.8.1865 in Berlin. Floh in die USA 20.3.1940.
  • Kirstein, Jenny, *16.10.1858 oder 1867 in Tempelburg/Neustettin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/10 am 23.6.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bq am 23.9.1942; dort ermordet.
  • Kirstein, Luise, *16.10.1867 in Tempelburg/Neustettin. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Theresienstadt mit Transport I/10 am 23.6.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Koppel, Rosa, *15.5.1881 in Breslau. Deportiert von Berlin nach Auschwitz mit Transport 23 am 29.11.1942; dort ermordet.
  • Koslowski, Adolf, *18.8.1859 in Königsberg. Starb in Berlin am 17.8.1940.
  • Koslowski, Recha, *23.5.1870 in Leszno. Starb in Berlin am 9.1.1941.
  • Kroner, Auguste, *29.10.1863 in Rawicz. Starb in Berlin am 2.12.1939.
  • Kuttner, Fanny, *14.8.1867 in Lübeck. Starb in Berlin am 23.1.1940.
  • Lachmann, Laura, *26.1.1862 in Leszno. Starb in Berlin am 10.2.1942.
  • Lack, Dorothea, *15.1.1860 in Bath/U.K. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Theresienstadt mit Transport I/6 am 12.6.1942; dort ermordet am 30.8.1942.
  • Leander, Käthe, *18.10.1874 in Berlin. Starb in Berlin am 30.10.1940.
  • Lebenstein, Clara, *29.4.1854 in Grudziadz. Starb in Berlin am 12.12.1940.
  • Ledermann, Recha, *26.3.1873 in Smigiel. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transpot I/27 am 21.7.1942; dort ermordet am 25.8.1942.
  • Levy, Mathilde, *1. oder 10.6.1864 in Schivelbein. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942. Deportiert von Thresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Lewin, Louis, *19.7.1866 in Neu-Mecklenburg. Deportiert von Berlin.  (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Lewin, Marie, *1.2.18771 in Dabrowa Biskupia. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/18 am 8.7.1942; dort ermordet im Oktober 1943.
  • Lewin, Rosa, *26.5.1855 in Regenwalde. Schicksal unbekannt.
  • Lewin, Sanme, *7.7.1848 in Nekla. Starb in Berlin am 30.8.1939.
  • Lewin, Tine, *22.7.1859 in Kornik. Starb in Berlin am 14.3.1941.
  • Lewinson, Anna, *19.1.1871 in Brodnica. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Lewinson, Gustav/Georg, *1.1.1868 in Landsberg (Warthe). Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Lewinsohn, Paul, *6.1.1871 in Landsberg (Warthe). Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28  am 22.7.1942; dort ermordet am 8.9.1942.
  • Lewy, Johanna, *19.12.1877 in Kritoschin. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 67) nach Warszawa mit Transport 12 am 2.4.1942; dort ermordet.
  • Lewy, Johanna, * 20.5,1875 in Schrimm. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Lewy, Richard, *25.8.1875 in Dennewitz. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 67) nach Warszawa mit Transport 12 am 2.4.1942; dort ermordet.
  • Lewy, Klara, *5.9.1873 in Rodenberg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/26 am 20.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport Ea am 16.5.1944; dort ermordet.
  • Lichtenbaum, Klara, *1.5.1902 in Stryj. Deporiert von Berlin nach Auschwitz mit Transport 24 am 9.12.1942; dort ermordet.
  • Liebermann, Johanna, *30.1.1876 in Gniew. Starb in Berlin am 18.5.1939.
  • Lindenstädt, Cäcilie, *23.3.1852 oder 23.8.1867 in Massow. Deportiert Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/77 am 30.10.1942; dort ermordet am 1.12.1943.
  • Lipstein, Leo, *31.3.1863 in Slomin. Starb in Berlin am 24.4.1942.
  • Lipmann, Huge, *9.2.1867 in Berlin. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942; dort ermordet am 15.11.1942.
  • Lippmann, Regine, *7.2.1874 in Berlin. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transsport Ea am 16.5.1944; dort ermordet.
  • Loeffler, Franziska, *5.6.1869 in Berlin. Starb in Berlin am 20.1.1941.
  • Loeffler, Gustav, *7.12.1869 in Marienburg. Starb in Berlin am 4.7.1939.
  • Loewenberg, Richard, *31.10.1871 in Berlin. Deportiert von Berlin (Hermannstraße 3) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 8.9.1942.
  • Loewenstein, Herta, *7.12.1866 in Filehne (Wartheland). Schicksal unbekannt.
  • Looser, Bertha, *28.3.1870 in Szamotuly. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Lowin, Tilly, *22.4.1869 in Trier. Starb in Berlin am 25.1.1941.
  • Luft, Else, *16.3.1861 in Harzgerode. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 28.8.1942.
  • Manasse, Regina,*18.5.1876 in Pasewalk. Deportiert von Berlin (Altonaerstraße 4) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Mann, Hedwig, *18.2.1873 in Ziebingen. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort emordet am 28.8.1942.
  • Mann, Max, *28.7.1869 in Tirschtiegel. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 28.12.1942.
  • Mannheim, Emma, *5.3.1893 in Landsberg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/33 am 29.7.1942. Deportiert von Theresiensdtadt nach Treblinka mit Transport Br am 26.9.1942; dort ermordet.
  • Mannheim, Hugo, *9.10.1871 in Landsberger Holländer/Landsberg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/33 am 29.7.1942; dort ermordet.
  • Methis, Regina, *1.3.1876. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 18/21) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 3.9.1942.
  • Mayer, Rosa, *25.9.1868 in Wittlich. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 29.9.1942.
  • Melhaus, Herta, * 11.11.1923 in Sommerfeld. Schicksal unbekannt.
  • Melhaus, Hulda, *25.5.1894 in Mrocza. Schicksal unbekannt.
  • Meyer, Käte/Katherine, *3.5.1872 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/36 am 3.8.1942; dort ermordet am 9.2.1942.
  • Meyer, Hulda, *19.7.1870 in Zempelburg. Deportiert von Berlin (Artilleriestraße 31) nach Theresienstadt mit Transport I/465 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Meyersohn, Flora, *26.4.1854 in Chodzicz. Starb in Berlin am 21.2.1941.
  • Michaelis, Paula, *14.12.1868 in Guttentag. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/47 am 19.8.1942. Deportiert von Theresienstadt  nach Treblinka mit Transport Br am 26.9.1942; dort ermordet.
  • Michaelis, Sophie, *22.11.1866 in Guttentag. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/47 am 19.8.1942. Deportiert von Theresienstadt  nach Treblinka mit Transport Br am 26.9.1942; dort ermordet.
  • Müller, Flora, *7.2.1862 in Schwerin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 14.7.1942; dort ermordet am 13.8.1942.
  • Müller, Recha, *27.1.1865 in Birnbaum. Starb in Berlin am 5.2.1942.
  • Müllerheim, Hedwig, *18.5.1877 in Schwerin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/21 am 13.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Münzer, Bertha, *5.9.1859 oder 1869 in Koschmin. Deportiert von Beerlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Br am 26.9.1942; dort ermordet.
  • Nathan, Bernhard, *8.12.1864 in Lyck. Deportiert von Berlin nach Auschwitz (Datum unbekannt); dort ermordet.
  • Nathan, Josefa/Sophie-Josephe, *21. oder 24.4.1866 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/13 am 30.6.1942; dort ermordet am 12.8.1942.
  • Naumann, Elsbeth, *30.3.1871 in Schwedt. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Br am 26.9.1942; dort ermordet.
  • Neuländer, Fanny, *14.4.1862 in Beuthen. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 18/21) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 26.8.1942.
  • Neuthal, Moritz, *9.5.1869 in Riesenburg. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942; dort ermordet am 5.9.1942.
  • Neuthal, Natalie, *3.5.1872 in Neuenburg. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Norden, Elise, *12.6.1875 in Breslau. Deportiert von Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942; dort ermordet.
  • Norden, Oskar, *29.8.1871 in Berlin. Starb in Berlin am 21.4.1940.
  • Oppenheim, Helene, *21.12.1882 in Insterberg/Ostpreußen. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Oppenheim, Martin, *25.12.1878 in Stettin. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Oppenheimer, Siegmund, *28.1.1865 in Hemer. Deportiert von Berlin (Brunnestraße 41) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Orbach, Frieda, *10.2.1897 in Mohrungen. Deportiert von Berlin (Auguststraße 14-16) nach Auschwitz mit Transport 36 am 12.3.1943; dort ermordet.
  • Ordower, Salomon, *30.7.1867 in Brody. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Ordower, Scheidel, *28.12.1870 in Drohobycz. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Palnitzki, Olga, *11.10.1873 in Hohenstein. Deportiert von berlin nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 4.7.1942; dort ermordet am 7.11.1942.
  • Pinner, Thekla, *8.11.1863 in Landsberg/Warthe. Starb in Berlin am 5.1.1941.
  • Posner, Betty, *18.3.1871 in Dramburg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Preiss, Ida, *25.6.1867 in Beuthen. Starb in Berlin am 21.5.1943.
  • Presser, Eveline, *1.6.1869 in Mikolow. Starb in Berlin am 1.10.1941.
  • Presser, Max, *14.12.1860 in Miloslaw. Starb in Berlin am 13.8.1942.
  • Preuss, Marie, *24.3.1868 in Szamotuly. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/52 am 26.8.1942; dort ermordet im Mai 1943.
  • Reinhard, Jenny, *16.9.1861 in Märkisch Friedland. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 14.2.1942.
  • Ring, Laura, *9.5.1866 in Kulm. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/3 am 5.6.1942; dort ermordet.
  • Ritter, Martha, *5.12.1865 in Berlin. Starb in Berlin am 26.10.1939.
  • Ritter, Paula, *8.6.1862 in Berlin. Starb in Berlin am 25.10.1941.
  • Rosenbaum, Paula, *5.5.1871 in Grudziaz. Floh nach Cuba am 25.10.1941.
  • Rosenbaum, Sophie, *14.9.1864 in Birnbaum. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 67) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Rosenberg, Martha, *25.3.1870 in Lasin. Starb in Berlin am 21.12.1940.
  • Rosenthal, Felix, *9.1.1872 in Magdeburg. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Rosenthal, Ida, *17.3.1870 in Düren. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 3) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Rosenthal, Rosa, *7.6.1870 in Bentschen. Deportiert von berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Rosenthal, Amalie, *23.8.1868 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Am 5.2.1945 freigekauft und in die Schweiz deportiert.
  • Roth, Emma, *25.3.1958 in Rheinsberg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 3.9.1942.
  • Rothmann, Jenny, *8.2.1868 in Gniezno. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/15 am 3.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Rothmann, Regina, *9.11.1870. Schicksal unbekannt.
  • Röhricht, Hermann, *22.7.1868 in Danzig. Schicksal unbekannt.
  • Röhricht, Salma, *21.8.1870 in Berlin. Schicksal unbekannt.
  • Salinger, Martha, *29.5.1867 in Marienburg. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Br am 26.9.1942; dort ermordet.
  • Salinger, Minna, *18.7.1874 in Deutsch Krone. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Br am 26.9.1942; dort ermordet.
  • Salinger, Bertha, *8.7.1863 in Jakobsdorf. Starb in Berlin am 6.4.1941.
  • Salomon, Bernhard, *29.1.1856 in Kornik. Starb in Berlin am 6.7.1939.
  • Salomon, Heinrich, *11.5.1874 in Regenwalde. Starb in Berlin am 26.4.1941.
  • Salomon, Rosa, *3.5.1880 in Randow/Stettin. Deportiert von Berlin nach Piaski Luterski mit Transport 11 am 28.3.1942; dort ermordet.
  • Scheidemann, Edith, *2.3.1921 in Rosenberg. Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 7 am 27.11.1941; dort ermordet am 30.11.1941 während des Massakers von Rumbula.
  • Scheidemann, Ernestine, *14.2.1874 in Wrzesnia. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 14.7.1942; dort ermordet.
  • Scheidemann, Sally, *2.12.1872 in Lauenburg. Deportiert von Berlin (Altonaerstraße 4) nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 14.7.1942; dort ermordet am 21.9.1942.
  • Scherek, Rebekka, *21.1.1871 in Krotoszin. Schicksal unbekannt.
  • Schindler, Margarete, *23.11.1874 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Schindler, Martha, *29.7.1865 in Berlin. Deportiert von Berlin (Bayrische Straße 29) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 5.10.1942.
  • Schidorowski, Auguste, *24.3.1872 in Brodnica. Schicksal unbekannt.
  • Schlesinger, Anna, *12.2.1868 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Transport Bo am 19.9.1942; dort ermordet.
  • Schoeps, Ernestine, *28.10.1859 in Neuenburg. Schicksal unbekannt.
  • Schwarzwald, Hulda, *3.12.1865 in Berlin. Deportiert von Berlin (Auguststraße 14) nach Theresienstadt mit Transport I/24 am 16.7.1942; dort ermordet am 3.8.1942.
  • Schweitzer, Charlotte, *10.10.1866 in Broslawitz. Schicksal unbekannt.
  • Schweitzer, Emelie, *14.3.1866 in Broslawitz. Deportiert von Berlin (Heimstraße 20) nach Theresienstadt mit Transport I/?? am 15.9.1942; dort ermordet am 18.11.1942.
  • Schweitzer, Mathilde, *14.8.1868 in Broslawitz. Schicksal unbekannt.
  • Seelig, Rosa, *9.8.1862 in Szamotouliy. Schicksal unbekannt.
  • Seligsohn, Felix, *19.9.1868 in Berlin. Starb durch Suizid am 29.7.1942.
  • Siegheim, Frieda, *23.11.1878 in Berlin. Starb durch Suizid am 13.11.1942.
  • Siegmann, Georg, *21.5.1869 in Berlin. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/24 am 16.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport Ev am 28.11.1944; dort ermordet.
  • Siegmann, Helene, *7.4.1884 in Frankfurt/M. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/24 am 16.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Auschwitz mit Transport Ev am 28.11.1944; dort ermordet.
  • Silbermann, Anna, *28.12.1860 in Greifenberg. deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942; dort ermordet.
  • Silbermann, Röschen, *7.2.1860 in Gleiwitz. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/2 am 4.6.1942; dort ermordet am 23.7.1942.
  • Silberstein, Ella, *16.12.1869 in Berlin. Starb in Berlin am 5.4.1941.
  • Silberstein, Franziska, *27.6.1862 in Preußisch-Friedland. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942; dort ermordet am 20.8.1942.
  • Stadthagen, Goldinchen, *3.4.1866 in Hamburg. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am 30.8.1942.
  • Stahl, Hermann, *122.1872 in Kozmin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet.
  • Stahl, Rosalie, *6.12.1869 in Kozmin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/46 am 17.8.1942; dort ermordet am  14.1.1943.
  • Stargardt, Meta, *3.7.1882 in Landsberg (Warthe). Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Steigerwald, Karoline, *12.12.1854 in Landesbach. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 14.7.1942; dort ermordet am 12.8.1942.
  • Stein, Adele, *28.6.1866 in Berlin. Starb in Berlin am 22.1.1943.
  • Steinhardt, Julius, *15.7.1871 in Tauberbischofsheim. Deportiert von Berlin (Iranischestraße 2) nach Theresienstadt mit Transport I/65 am 15.9.1942; dort ermordet am 20.1.1943.
  • Stern, Therese, *15.12.1875 in Berlin. Deportiert von Berlin nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Stern, Willy, *22.3.1873 in Berlin. Deportiert von Berlin (Gerlachstraße 21) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Sternberg, Emilie, *11.3.1865 in Löbau. Deportiert von Berlin (Schönhauser Allee 22) nach Theresienstadt mit Transport I/6 am 12.6.1942; dort ermordet am 17.8.1942.
  • Sternberg, Sara, *5.3.1854 in Deutsch-Eylau. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Theresienstadt mit Transport I/2 am 6.6.1942; dort ermordet am 7.7.1942.
  • Storch, Franziska, *10.6.1971 in Widminnen. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 67) nach Theresienstadt mit Transport I/23 am 15.7.1942; dort ermordet am 3.1.1943.
  • Tischler, Eugen, *18.6.1865 in Gostyn. Starb in Berlin am 16.3.1940.
  • Tischler, Hedwig, *5.9.1872 in Srem. Schicksal unbekannt.
  • Waldt, Tressi, *26.4.1872 in Williamsburg. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/22 am 13.7.1942; dort ermordet am 28.10.1943.
  • Wagner, Amelie, *14.4.1873 in Berlin. Deportiert von Berlin (Große Hamburgerstraße 26) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Warschauer, Valeska, *14.8.1868 in Kanth. Deportiert von Berlin (Lützowstraße 77) nach Theresienstadt mit Transport I/28 am 22.7.1942; dort ermordet.
  • Wassermann, Johanna, *15.1.1867 in Filehne. Starb in Berlin am 14.2.1943.
  • Weil, Mathilde, *22.4.1854 in Landsberg (Warthe). Schicksal unbekannt.
  • Westenberg, Isidor, *4.2.1875 in Gleidingen. Schicksal unbekannt.
  • Westenberg, Selma, *5.3.1873 in Pasewalk. Deportiert von Berlin (Altonaerstraße 4) nach Riga mit Transport 10 am 25.1.1942; dort ermordet.
  • Wilde, Mathilde, *15.1.1862 in Berlin. Starb in Berlin am 8.1.1942.
  • Wollstein, Emma, *5.10.1858 in Dirschau. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/18 am 8.7.1942; dort ermordet am 16.2.1943.
  • Wulff, Selma, *6.9.1876 in Köpenick. Deportiert voN Berlin (Derfflingerstraße 17) nach Warszawa mit Transport 12 am 12.2.1942; dort ermordet.
  • Wurzel, Mathilde, *7.10.1869 in Znin. Deportiert von Berlin nach Theresienstadt mit Transport I/27 am 21.7.1942. Deportiert von Theresienstadt nach Treblinka mit Bp am 21.9.1942; dort ermordet.
  • Zander, Hedwig, *14.12.1880 in Beuthen. Starb durch Suizid am 25.1.1942.
  • Zeidler, Hulda, *27.8.1886 in Schwerin. Deportiert von Berlin nach Sobibor mit Transport 15 am 13.6.1942; dort ermordet.

Walter Benjamins Großmütter im Blumeshof

Immer wenn von Walter Benjamin (1892 und 1940) und seiner „Berliner Kindheit um Neunzehnhundert“ (1) die Rede ist, fällt das Stichwort Blumeshof („Blume-Zof“, nebst der „Mark-thalle“, dem Tiergarten und so weiter), und dann bemerken die Literaturbeflissenen, dass er im Blumeshof 12 seine Großmutter mütterlicherseits – Hedwig Schönfließ, geborene Hirschfeld (1845-1908) – besucht habe; aber keiner sagt einem, wann das denn war, „um Neunzehnhundert“ ist halt arg ungenau. 

Sucht man Hedwig Schönfließ im Adressbuch, stellt man fest, dass sie zwischen 1897 und 1906 hier wohnte, dann nach Charlottenburg zog (Knesebeckstr. 68/69) und zuletzt in Steglitz lebte (Stubenrauchstraße 4), bevor sie am 17. Februar 1908 in der Privatheilanstalt Fichtenhof in Zehlendorf verstarb. Walter Benjamin kann also zwischen 5 und 14 Jahre alt gewesen sein bei seinen Besuchen im Blumeshof 12 (Bild 1).

BIld 1: Walter Benjamin im Alter von 13 Jahren (1905) (Quelle: http://www.historia-viva.net/fr/003fr.html).

Wenn man aber Walter Benjamins Kindheitserinnerungen aufmerksam liest, stellt man fest, dass auch seine Großmutter väterlicherseits, Brunella Benjamin geborene Mayer (1827-1919), in dieser Zeit im Blumeshof wohnte, in der Nummer 8 gegenüber der 12, und zwar von 1893 bis 1901. Sie zog aus der Linkstraße hierher, wo auch ihr Sohn Emil (1856-1926) und seine Frau Pauline, geborene Schönfließ (1869-1930) gewohnt hatten, bevor Walter Benjamin geboren wurde und sie ins Lützow-Viertel zogen (Magdeburger Platz 4). Auch Großmutter Brunella Benjamin zog fort aus dem Blumeshof, 1901, als Walter Benjamin etwa neun Jahre alt war. Er schreibt dazu viele Jahre später: „Die Großmutter [mütterlicherseits, Hedwig Schönflies] starb nicht im Blumeshof. Ihr gegenüber wohnte lange Zeit die Mutter meines Vaters, die schon älter war. Auch sie starb anderswo. So ist die Straße mir zum Elysium, zum Schattenreich unsterblicher, doch abgeschiedener Großmütter geworden“ (1).

Warum abgeschieden? Die Benjamins wohnte ab 1896 (Walter war erst 4 Jahre alt) in der Kurfürstenstraße 154 II im 2. Stock, über der heutigen Kurmark-Apotheke, die es schon damals gab, aber die Schneidersche Apotheke hieß (2). Dort blieben sie bis 1900, wohnten bis 1903 in der Nettelbeckstraße 24 (heute: An der Urania Ecke Kurfürstenstraße) und ab 1904 in Charlottenburg in der Carmerstraße 3. Walter Benjamin war jetzt 12 Jahre alt, hier ging er zur Schule – in der Kaiser-Friedrich-Schule in der Bleibtreustraße 43 (Bild 2) machte er 1912 das Abitur. Die Schulakten im Landesarchiv enthalten sogar noch seinen Abituraufsatz und die seiner Mitschüler (3) – sicher etwas ganz besonderes für die oben erwähnten Literaturbeflissenen, aber die haben diesen Schatz offenbar noch gar nicht entdeckt und gehoben (4). Und auch seinen handgeschriebenen Lebenslauf findet sich in den Akten, mit durchaus eindrucksvoller POerspektive für einen Zwanzigjährigen (Bild 3):  „Gerade in letzter Zeit entwickelte sich … mein Interesse für die Wirkung von Religion auf Individuum und Gesellschaft. An Hand von Burkhardts ´Kultur der Renaissance in Italien` versuchte ich, eine Epoche kulturgeschichtlich zu erfassen. Ob in meinem Universitätsstudium die Philosophie oder die Literatur überwiegen werden, vermag ich noch nicht zu entscheiden“. Die Erinnerungen an seine Großmütter dürfte aus der Zeit nach 1904 stammen, aus der Carmerstraße war der Blumeshof schon sehr „abgeschieden“, 3 bis 4 Kilometer.

Bild 2: Kaiser-Friedrich-Schule in der Bleibtreustraße (heute: Joan-Miro-Schule) (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Bild 3: Lebenslauf von Walter Benjamin (Ausschnitt) (aus: (3)).

Bleibt die Frage, ob die Wohnung der Großmutter Hedwig Schönfließ wirklich so groß war, wie sich Walter Benjamin 30 Jahre später zu erinnern glaubt, oder ob, wie es so oft der Fall ist, Erinnerungen den Ort der Kindheit größer erscheinen lassen als er war. Dazu ein Blick in die Bauakte des Hauses Blumeshof 12 (Bild 4) (5), wo Hedwig Schönflies in der zweiten Etage wohnte, wie wir aus einer anderen Quelle (6) wissen; und zum Vergleich die Akte von Blumeshof 8 (4), wobei die Etage nicht bekannt ist, auf der Brunella Benjamin wohnte (Bild 5). Für ihre Wohnung berechnen wir eine Wohnfläche von etwa 150 qm, während die Wohnung von Hedwig Schönflies sicherlich mehr als die doppelten Fläche hatte, um 400 qm, und in der Tat, wie in den Erinnerungen von Walter Benjamin, reihten sich dort Zimmer an Zimmer, vollgestopft mit Inventar, das „heute keinem Trödler Ehre machen (würde)… die aufgrund ihres Eigensinns, mit dem sie Ornamente vieler Jahrhunderte auf sich vereinten, von sich und ihrer Dauer durchdrungen waren„.

Bild 4: Grundriss der Wohnungen Blumeshof 12 (aus: (5)).
Ild 5: Grundriss der Wohnungen Blumeshof 8 (aus: (5)).

Literatur

1. Walter Benjamin: Berliner Kindheit um Neunzehnhundert. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2010.

2. Paul Enck: Die Apothekerfamilie Wendland. eine mikrohistorische Studie aus dem Berliner Lützow-Viertel. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2023, Seite 11-26.

3. Schulakten der Kaiser-Friedrich-Schule im Landesarchiv Berlin (LAB): A Rep. 020-14 Nr. 257.

4. Momme Broderson: Klassenbild mit Walter Benjamin: Eine Spurensuche. Siedler Verlag 2012.

5. Bauakten Blumeshof 8 im LAB: B Rep. 202 Nr. 2953.

6. Simon May: How to be a refugee. Picador Verlag, London 2021.

Das Kassenbuch der jüdischen Gemeinde an der Potsdamer Brücke.

Im Artikel über die Jüdische Gemeinde an der Potsdamer Brücke (JUELE vom 3. September 2022) hatten wir ein Kassenbuch erwähnt, das sich im israelischen Staatsarchiv in Jerusalem befindet und dessen Digitalisierung uns vor mehr als zwei Jahren zu teuer schien. Jetzt, zwei Jahre später, war der Preis gefallen (keine Ahnung, warum), so dass wir uns entschlossen hatten, eine Kopie des Kassenbuches zu erwerben und auszuwerten. Neugierig waren wir, ob das Kassenbuch bestätigen würde, dass der „Tempel der Millionäre“, wie die Synagoge auch genannt wurde, diesen Ruf rechtfertigen würde – die Mitgliederliste immerhin, die wir seinerzeit ausgewertet hatten, enthielt zumindest einige prominente Bankiers und Kaufleute. Um es vorwegzunehmen: Reich war diese konservative Gemeinde nicht, sie kam so gerade „über die Runden“ und brauchte für ihren Unterhalt sogar eine regelmäßige finanzielle Unterstützung durch die liberalere jüdische Gemeinde in der Oranienburger Straße.

Das Kassenbuch deckt den Zeitraum 1. September 1926 bis 31. August 1927 ab und listet die monatlich Ausgaben und Einnahmen. Der Bestand aus dem Vorjahr betrug 454,12 RM, am Ende des Rechnungsjahres war dieser auf 1518,39 RM angestiegen – damit hätte die Gemeinde nur gut einen Monat überleben können ohne weitere Einnahmen. Die regelmäßigen monatlichen Kosten summierten sich etwa 2000 Reichsmark (RM) (Bild 1). Davon entfielen 785 RM auf das Monatsgehalt des Rabbiners Dr. Heinrich Berger (1861-1937) (Prinzregentenstraße 10), der zudem eine jährliche Einmalzahlung von 333 RM erhielt. Ein Monatsgehalt von 320 RM erhielt der Oberkantor Ignaz Falk (Carmen Sylva-Str. 134 III), und 120 RM bekam der Schammes (= Synagogendiener) Heymann Gelbstein (im Adressbuch: Kultusbeamter; Michaelkirchstraße 7 IV). Der dickste Brocken im Budget aber war die monatliche Miete von 641,53 RM zzgl. Nebenkosten (Heizung, Elektrizität, insgesamt ca. 30 RM im Jahr); weitere regelmäßige Ausgaben umfassten jährliche Versicherungen (65 RM) (Bild 1).

Bild 1: Auszug aus dem Kassenbuch: Ausgaben im September 1926.

Diese Mietzahlung deckte auf, dass die Gemeinde nicht im Besitz des Hauses war, sondern die Synagoge angemietet hatte. Gebaut worden war die Synagoge 1875/6 durch den Tiergarten-Synagogen-Verein (TSV), in dem vermutliche einige vermögende Gemeindemitglieder in den Kauf des Gebäudes und den Umbau zu einer Synagoge investiert hatten – nach Satzungsänderung und Trennung von Verein und Synagogenvorstand 1905 trat der TSV offenbar als Vermieter gegenüber der Gemeinde auf, und die zahlte eine – allerdings eher geringe – Miete: Nimmt man den Verkaufspreis des Grundstücks ein Jahr später (1928), als es 1,2 Millionen RM wert war, als Grundlage, betrug die Jahresmiete von 7698,36 RM nur etwa 1/150 der Investitionssumme – das war wenig seinerzeit, und ist es auch unter heutigen Bedingungen.

Auf der Einnahme-Seite der Gemeinde stand neben den Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die sich im Jahr 1926/7 auf etwa 3500 RM beliefen, vor allem die Buchung von Sitzplätzen in der Synagoge – getrennt für Männer und Frauen. Ein Sitzplatz wurde üblicherweise für das ganze Jahr gemietet und kostete in dieser Synagoge zwischen 10 und 50 Mark, in anderen Synagogen Berlins war das Spektrum breiter (Bild 2); nur selten wurde für eine Familie mehr als 2 Plätze gebucht. An den hohen Feiertagen des jüdischen Kalenders mussten oftmals zusätzliche Betsäle gemietet werden (JUELE vom 24. Juni 2023), aber das dürfte bei dieser Gemeinde eher die Ausnahme gewesen sein: Nimmt man, wie in der Vergangenheit, an, dass die Gemeinde zwischen 100 und 150 Mitglieder hatte, erbrachten die gebuchten Plätze eine Einnahme von ca. 4100 Mark für 210 Plätze – je etwa zu Hälfte für Männer und Frauen.

Bild 2. Anzeige im Gemeindeblatt der jüdischen gemeinde Berlin, Sommer 1930.

Das Gesamtbudget der Gemeinde betrug also auf der Einnahmenseite etwa 28.000 RM und auf der Ausgabenseite etwa 27.000 RM und war damit weit entfernt von dem Ruf, der der Gemeinde im Volksmund zugeschrieben wurde: kein Tempel der Millionäre, sondern eine kleine, vielleicht eher elitäre, konservative Gemeinde jüdischer Traditionalisten, die sich ihre Exklusivität nur leisten konnte, weil die weitaus größere und liberale Judenschaft Berlins sie mit einem beträchtlichen Zuschuss unterstützte, der mit 14.000 Mark mehr als die Hälfte ihrer Ausgaben deckte.

Von Tiergarten nach Theresienstadt

Leben und Werk der Malerin Julie Wolfthorn

Ein Beitrag von Marc-Thomas Bock

Hier, im südlichen Tiergarten-Kiez, erinnert ein zerkratzter Stolperstein an sie, ein anderer, weiter entfernt, vor einem Haus in Vitte auf der Insel Hiddensee: Die Malerin Julie Wolfthorn, 1864 gebürtig in der westpreußischen Kopernikus-Stadt Thorn an der Weichsel, jüdischer Abkunft und schon früh der Malkunst leidenschaftlich verfallen, lebte 30 Jahre lang, von 1912 bis zu ihrer Deportation 1942 in das KZ Theresienstadt, in dem heute nicht mehr existenten Wohnhaus in der Kurfürstenstraße 50.

Stolperstein vor dem Haus Kurfürstenstr. 50 Foto G. Hulitschke

Im Jahre 1864 geboren und im Kaiserreich sozialisiert, hatte Wolfthorn mit massiven gesellschaftlichen Vorurteilen zu tun: Eine Frau, die sich als Künstlerin etablieren wollte, wurde – wie andere ihrer Zunft – noch bis weit in die Weimarer Republik hinein, etwa auf der Insel Hiddensee in der dortigen Künstlerinnenkolonie von Einheimischen und Provinzredakteuren als „Malweib“ diffamiert. Andererseits war Wolfhorn selbst eher konservativ, was durch ihre Haltung gegenüber der Malerin Paula Modersohn-Becker schon Anfang des 20. Jahrhunderts im Künstlerdorf Worpswede zum Ausdruck kam. Modersohn-Becker wurde von Wolfthorn despektierlich als „Hosendame“ bezeichnet. 

Julie Wolfthorn in ihrem Atelier, noch in der Bülowstr. 90
Foto Public domain

Wer sich aber – wie Wolthorn – der Rolle als nicht erwerbstätige Ehefrau verweigerte, galt im spießigen Milieu wilhelminischer Behaglichkeit als seltsam, wenn nicht gar infantil und wurde entsprechend diffamiert. Wenn eine Malerin darüber hinaus auch noch Zutritt zu den einschlägigen Kulturinstitutionen und Berufsverbänden suchte, traf sie auf den Standesdünkel rein männlicher Akademierepräsentanz, vor deren gestrengen Augen wohl nicht immer das Können entschied, sondern das Geschlecht.

Das wohl bekannteste Bild von Julie Wolfthorn „Mädchen mit blaugrünen Augen“ (1899)
Bild Public domain

Und schließlich war da der im Kaiserreich durchaus schon virulente Antisemitismus alldeutscher Prägung, der zur verdrucksten Ablehnung der Künstlerin als Jüdin führte, während ihre künstlerische Leistung als Porträtmalerin schon lange Anerkennung genoss: So ließ etwa die von ihr im Jahre 1929 dargestellte Marta Baedecker, spätere Leiterin des gleichnamigen Verlages, Wolfthorns Signatur durch Umwenden der Leinwand an dieser Stelle verschwinden. Unter den Nazis dann wurde die bekannte und erfolgreiche Malerin, die schon um die Jahrhundertwende mit ihren Titelblatt-Illustrationen etwa für die „Zeitschrift „Jugend“ Bekanntheit erlangt hatte, mit Berufsverbot belegt. Gemeinsam mit ihrer Schwester, der Schriftstellerin Luise Wolf, einer Schriftstellerin, musste sie sich im Oktober 1942 in einer sogenannten Sammelstelle einfinden und wurde in das KZ Theresienstadt deportiert, wo die Malerin nach zwei Jahren verstarb.    

Jüdische Gewerbebetriebe (2): Versandhaus A. Blumenreich (Teil 5)

Im fünften und letzten Teil der Geschichte des Familie Blumenreich geht es um das zweitälteste Kind, die älteste Tochter von Paul Philipp Blumenreich und seiner ersten Ehefrau, Adele Fränkel, die am 2. März 1877 in Wien geborene Elsa Blumenreich (1877-1956). Aus ihren Lebensdaten ist bereits ersichtlich, dass sie den Nationalsozialismus, unter denen ihre Geschwister Arnold, Leo und Walter und deren Nachkommen gelitten hatten und umgekommen waren, überlebt hatte und elf Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs in der Schweiz verstarb, am 7. Juni 1952. Leider haben wir nur sehr wenige Informationen über ihr Leben.

Elsa Blumenreich (1877-1956)

Die letzte Berliner Wohnadresse der Elsa Blumenreich entnehmen wir ihrer Vermögenserklärung vom 14. April 1943 gegenüber den nationalsozialistischen Finanzbehörden; Zweck der Angabe über ihre Vermögensverhältnisse war die geplante Deportation aus rassistischen Gründen (1). Im April 1943 wohnte sie in der Gormannstraße 3 im Scheunenviertel, und zwar seit dem 14. August 1941; dabei handelte es sich um ein Altersheim der Jüdischen Gemeinde. Sie war ledig, einen Beruf gab sie nicht an. Sie gab stattdessen eine völlig leere Finanzerklärung ab, hatte danach keinerlei Einkommen, Mobiliar, oder sonstige Sachwerte. Das Finanzamt konstatierte am 2. Juli 1943 „Fehlanzeige“ und „erfolglose Schätzung“ im Hinblick auf zu konfiszierende Werte. Die Akte trägt den lapidaren Vermerk: „37. Osttransport vom 19. April 1943„. In der Arolsen-Datenbank (2) findet sich auch ihre Karteikarte mit dem gleichen Vermerk (Bild 1), aber in der mehr als 700 Namen umfassenden Deportationsliste dieses speziellen Transportes nach Auschwitz ist sie nicht enthalten. Eine weitergehende Recherche im Archiv ergab, dass sie stattdessen am gleichen Tag (19. April 1943) mit dem 86. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert wurde, zusammen mit weiteren 100 Personen (Bild 2).

Bild 1. Karteikarte zu Elsa Blumenreich in der Datenbank der Finanzbehörden (aus (1)).

In den Unterlagen der Volksbefragung von 1939 finden sich weitere Informationen (3): Sie wohnte am 15. Mai 1939 in Charlottenburg in der Mommsenstraße 50 (auch wenn das Adressbuch sie in diesem Jahr gar nicht kennt), war Kinderkrankenschwester, und hatte ihre Ausbildung (Staatsexamen) am Säuglingskrankenhaus in Weissensee gemacht. Mapping the Lives nennt auch ihr Sterbedatum (7. Juni 1956), aber das kann natürlich nicht auf der Karteikarte der 1939-Erhebung notiert worden sein, dafür muss es eine andere Quelle geben. Ab 1935 wurden Juden in den Adressbüchern bereits nicht mehr gelistet.

Bild 2. Transportliste (Auszug) des 86. Alterstransportes nach Theresienstadt vom 29. April 1943 (aus: (2)).

Wenn wir uns stattdessen rückwärts durch die Adressbücher arbeiten, finden wir sie in den Jahren 1921 bis 1934 in der Schillerstraße 60 in Charlottenburg, ihr dort angegebene Beruf: Schwester. In den Jahren 1919 und 1920 ist sie nicht im Adressbuch, vermutlich hat sie in dieser Zeit ihre Schwesternausbildung in Weissensee gemacht und wohnte im Krankenhaus, denn von 1914 bis 1918 hatte sie an die gleiche Adresse, jedoch als Privatiere (1915 war sie Sekretärin). In den Jahren zuvor (1912 und 1913) führte sie eine Fremden- und Familienpension in der Kantstraße 146. Für 1913 ist ein Umzug von der Kantstraße 146 in die Schillerstraße 60 notiert, und 1911 war die Pension in der Wielandstraße 41. In den Jahren vor 1911 war sie nicht im Adressbuch gelistet (Bild 3).

Bild 3. Adressbucheinträge für Else Blumenreich 1911 bis 1934.

Wir wissen außerdem, dass sie 1900, als sie 23 Jahre alt war, mit ihrem Vater und ihrem Bruder Leo, ihrem Halbbruder Siegfried und ihrer Halbschwester Illa/Ella in New York war (Bild 4), und sie war vermutlich mit ihnen zurück nach Wien gegangen. Möglicherweise ist sie mit ihrem älteren Bruder Arnold 1909 nach Berlin gekommen. In den Adressbüchern von Wien ist sie aber nicht gelistet, auch nicht im Jahr 1902, als ihr Vater dort wohnte – immerhin war sie schon volljährig. Da sie zu diesem Zeitpunkt offenbar keine Berufsausbildung hatte (die man nicht benötigt, wenn man eine Pension führt), kann sie natürlich in der Zeit nach der Rückkehr aus den USA in der elterlichen Wohnung gewohnt haben. Nach dem Tod des Vaters (1908) in Berlin zog die Witwe im Jahr 1910 zurück nach Wien, und Elsa musste einen eigenen Hausstand gründen .

Bild 4. Volkszählung New York City 1900 (Quelle: Ancestry)

Eigentlich wäre die Geschichte der Elsa Blumenreich hier schon zu Ende, mehr Informationen lagen für lange Zeit nicht vor. Stutzig gemacht hatte aber die Ausreise in die Schweiz im Februar 1945, drei Monate vor Kriegsende. Geht man diesen Informationen nach, stößt man auf eine Geschichte, die für uns neu war und die hier berichtet werden soll. Es ist eine Schweizer Geschichte privat organisierter Flüchtlingshilfe, mit der viele Tausende von jüdischen Verfolgten und in Konzentrationslager Deportierten das Leben gerettet wurde (4).

Deportation aus Theresienstadt in die Schweiz im Februar 1945

Am 7. Februar 1945 kurz nach Mitternacht erreichte ein Personenzug aus Theresienstadt (heute: Terezin, Tschechien, 60 km nordwestlich von Prag) mit 1198 jüdischen Häftlinge die Schweizer Grenze in Kreuzlingen bei Konstanz; es waren 39 Kinder jünger als 10 Jahre im Zug, 78 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren, 163 Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren, 285 zwischen 40 und 60 Jahren, und 635 älter als 60 Jahre, davon 20, die älter als 80 Jahre waren. Von diesen stammten 663 aus Deutschland, 434 aus Holland und 103 aus der Tschechoslowakei. Sie waren 2 Tage zuvor, am 5. Februar 1945 um 16.00h, in dem von den Nazis als „Muster-Ghetto“ bezeichneten Konzentrationslager Theresienstadt in den Zug gesetzt, aus propagandistischen Gründen reichlich mit Nahrung versehen (Bild 5), und über Augsburg nach Konstanz gebracht worden. Unter ihnen war die 67-jährige Elsa Blumenreich.

Bild 5: Verpflegung für 1200 Personen bei der Überführung in die Schweiz (aus: Ausstellungsdokumentation „Flüchtlinge im Hadwig“, 8.-15 September 2015. Pädagogische Hochschule St. Gallen, Eigendruck 2018).

In Theresienstadt lebten zu diesem Zeitpunkt noch knapp 20.000 der insgesamt 140.000 Juden, die hierher deportiert worden waren; 33.000 Menschen waren im Ghetto selbst verstorben, 88.000 waren zumeist in die Vernichtungslagern im Osten (Auschwitz, Treblinka, Majdanek, Sobibor, Belzec) gebracht und dort umgebracht worden. Als den Häftlingen die Möglichkeit einer Ausreise in die Schweiz angeboten wurde, lehnten viele dies begreiflicherweise ab aus Furcht, in ein anderes Konzentrationslager verbracht und dort ermordet zu werden. Sie wussten mit großer Sicherheit nicht, dass das KZ-Auschwitz Tage zuvor (27. Januar 1945) von der Roten Armee befreit worden war; dass der Krieg zu Ende ging, mögen sie geahnt oder gehofft haben, aber die SS hatte beim militärischen Rückzug tausende KZ-Insassen mitgenommen oder umgebracht. 

Wie es zu dieser großen Befreiungsaktion jüdischer Häftlinge aus Theresienstadt und ihren Transport in die Schweiz gekommen ist, ist eine eigene Geschichte wert, die allerdings schon geschrieben ist (5). Wenige Monate zuvor, im Dezember 1944, hatte es eine ähnliche Aktion mit mehr als 1300 ungarischen Juden aus Budapest gegeben, die, statt nach Auschwitz deportiert zu werden, über das Ausländer-KZ Bergen-Belsen (in der Nähe von Hannover) in die Schweiz verbracht worden waren. Auch dies war eine schweizerische, privat organisierte Rettungsaktion engagierter Juden in der Schweiz, die zumeist ohne Unterstützung durch die Schweizer Behörden stattfand. Auch im Fall der Theresienstadt-Aktion wurde die Schweizer Regierung erst wenige Stunden vor dem Eintreffen der Häftlinge informiert – sicherlich nicht zu Unrecht: sie wäre geneigt gewesen, die Einwanderung zu verhindern.

Initiatoren dieser und einiger anderer Befreiungsaktionen war – unter anderem – die schweizerische jüdische Familie Sternbuch, das Ehepaar Recha und Isaak Sternbuch und die Brüder von Isaak, Elias und Nuchim. Diese bedienten sich – im Falle der Theresienstadt-Aktion – der Unterstützung eines konservativ-reaktionären ehemaligen Schweizer Bundespräsidenten, Jean-Marie Musy (1876-1952), der persönliche Kontakte zu Heinrich Himmler (1900-1945) hatte, NSDAP-Politiker und Hauptverantwortlicher für den Holocaust (6). Himmler hatte bei der Bergen-Belsen-Aktion bereits damit gebrüstet, eigenverantwortlich Juden ausreisen lassen zu können, wenn dies gegen entsprechende Bezahlung erfolge. 

Summen von mehreren Millionen Schweizer Franken (SF), die dafür gefordert würden, können nur ein Motiv dieser „Großmütigkeit“ gewesen sein; möglicherweise, so der Autor der Recherchen (4), ging es Himmler vor allem darum, finanzielle (persönliche?) Reserven für die absehbare Kriegsniederlage zu schaffen, eine in der internationalen Presse für Deutschland günstigere Stimmung zu erzeugen, und möglicherweise auch mit amerikanische Politikern in Kontakt zu kommen, um über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Jedenfalls verabredete Musy mit Himmler den Tausch von 1200 jüdischen KZ-Insassen gegen 5 Millionen SF, die die Familie Sternberg und ihre Unterstützer in den USA gesammelt hatten (4). Es soll ferner verabredet worden sein, zukünftig monatlich 1200 Juden aus Theresienstadt zu entlassen, gegen weitere Zahlungen – wozu es jedoch nicht gekommen ist, ebenso wenig wie zu Waffenstillstandsverhandlungen, die die Amerikaner ablehnten. Auch die Zahlung für den ersten Transport erreichte nie ihren Empfänger: das Geld kam erst in der Schweiz an, als der Krieg zu Ende war, und wurde den Spendern in den USA zurücküberwiesen. Und nachdem die Musy-Himmler-Verabredung Hitler hinterbracht worden war, hatte dieser alle weiteren Aktionen dieser Art untersagt – drei Monate später war das Nazi-Regime erledigt.

Die 1200 Häftlinge blieben nur wenige Tage in St. Gallen in einem Schulhaus (Hadwigschulhaus) untergebracht, dann wurden sie auf verschiedene Internierungslager im Land verteilt, und die schweizerische Regierung unternahm viele Bemühungen, diese Menschen nach Kriegsende möglichst schnell wieder in ihre Heimatländer zurückzuführen. Wohin Elsa Blumenreich gebracht wurde, ist uns gegenwärtig nicht bekannt, aber es liegen diesbezüglich mehrere Akten im Archiv für Zeitgeschichte (AfZ) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, die noch ausgewertet werden sollen. So viel zumindest hat das AfZ bestätigte: Sie blieb in der Schweiz, wo sie am 7. Juni 1952 im Alter von 75 Jahren verstarb.

Literatur

1. BLHA: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=1978352

2. Arolsen-Datenbank: https://collections.arolsen-archives.org/de/search

3. Mapping the Lives-Datenbank: https://www.mappingthelives.org/

4. Jörg Krummenacher-Schöll: Flüchtiges Glück. Die Flüchtlinge im Grenzkanton St. Gallen zur Zeit des Nationalsozialismus. Limmat-Verlag Zürich 2005.

5. Miroslav Kárny: Geschichte des Theresienstädter Transports in die Schweiz. Judaica Bohemiae 27 (1991) 4-16.

6. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinbarung_Himmler–Musy

Eine Mail aus den USA

Die Fälle häufen sich, in denen auf älteren historische Artikel über das Lützow-Viertel aus dem In- und Ausland Anfragen, Rückfragen, Kommentare oder Korrekturen kommen, erst aus Schweden (JUELE vom 11. Mai 2024), dann aus Wien (mittendran vom 24. August 2024), jetzt aus North-Carolina (wobei die erste Mail aus Rom kam). Der Hintergrund: eine jüdische Familie, Martin Popper und seine Frau Paula, geborene Salomon, Kaufleute, wohnten von 1914 bis 1932 am Lützowplatz 2 (Bild). Sie zogen dann nach Charlottenburg, und wurden im Zuge der antisemitischen Angriffe der Nazis auf die jüdische Bevölkerung zuletzt (September 1941) in das „Judenhaus“ im Blumeshof 15 gepfercht (1), von wo aus sie mit dem 58. Alterstransport im September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurden (2). Sie starben, nachdem man ihr Vermögen geplündert hatte, kurz nach ihrer Ankunft im Ghetto. Ihr einziges Kind, eine Tochter, geboren 1913 und verstorben 2013, überlebte zunächst in Italien, wo sie einen italienischen Internisten geheiratet hatte, und floh erneut vor den Faschisten nach Afrika. Sie initiierte nach dem Krieg ein Wiedergutmachungsverfahren, dessen Akten im Landesarchiv Berlin einsehbar sind. Deren Sohn wiederum, Daniele Armaleo, seit nunmehr 40 Jahren in den USA und jetzt emeritierter Professor an der Duke University in Durham (North Caroline), wandte sich mit einer Mail und Fragen zum Blumeshof an mich – dem Manne kann geholfen werden, wie es in Schillers „Die Räuber“ heißt, und er hilft uns, weiteren ehemaligen jüdischen Nachbarn im Lützow-Viertel einen Gedenkstein zu errichten.

Foto des Lützowplatzes um 1900, als der Herkulesbrunnen noch nicht gebaut war (1903) und die Straßenbahnen von Pferden gezogen wurden, d.h. vor deren Elektrifizierung (1902). Die italienische Beschriftung hat der Enkel der Poppers angefertigt, um die Lage der Wohnung der Familie am Lützowplatz zu markieren. Inzwischen habe ich die Bauakte eingesehen, die (rote) Korrektur ist vorn mir – dazu demnächst mehr.

1. https://zwangsraeume.berlin/de/houses/kluckstrasse-3

2. https://collections.arolsen-archives.org/de/search

Blumeshof 12 – eine Buchempfehlung

Die Buchempfehlung kam vor wenigen Tagen von einer Kollegin, Irmtraud Koop, die – wie ich – jüdischen Ärzt*innen nachspürt, die 1933 aus der Gemeinschaft der Magen-Darm-Spezialist*innen ausgeschlossen worden waren (1). Das Buch hat einen Bezug zum Blumeshof, deswegen kam die Empfehlung, daher wollte ich es gleich lesen, und darum hier diese kurze Besprechung (2).

Das Buch erzählt die Überlebensgeschichte einer jüdischen Familie aus dem Blumeshof 12, dem Haus, in dem auch die Großmutter mütterlicherseits von Walter Benjamin wohnte – Blumeshof 12 ist dadurch Teil der Weltliteratur geworden (3). Die meisten deutsch-jüdischen Familiengeschichten aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts enden entweder tragisch (Suizid, Deportation, Ermordung), oder sie berichten über eine rechtzeitige Flucht, oder Beides. Hier wird ein „dritter Weg“ berichtet, auch wenn es auch in dieser Familie Deportation und Auswanderung gegeben hat: die Anpassung an die widrigsten gesellschaftlichen Verhältnisse in den Jahren nach der Machtergreifung der Nazis.

Der Erzähler der Geschichte, Simon May, Nachkomme dieser Familie, wuchs in England in dem festen Glauben auf, einer katholischen deutschen Familie zu entstammen, und lernte erst mit den Jahren seine jüdische Familiengeschichte, der er dann nachspürt und die hier erzählt wird. Dies ist eine Geschichte des Anpassens, um zu überleben in einer Welt, in der Judenheit ausgegrenzt wurde, und in der Deutschtum (oder, um es mit dem Autor zu sagen, Ariertum – aryanism) als höherwertig erachtet wurde. Während sein Großvater, ein patriotischer Deutscher, der im Blumeshof 12 wohnte und bis zu seinem Berufsverbot 1933 als Rechtsanwalt am Berliner Kammergericht tätig war, sein Judentum mit seinem frühen Tod im Dezember 1933 – im Alter von 58 Jahren – mit ins Grab nahm, überlebten seine Witwe und zwei ihrer drei Töchter den Nationalsozialismus in Deutschland. Sie vermochten dies durch Wechsel der Religion (sie wurden strenggläubige Katholiken), durch Heirat mit Nicht-Juden, Beziehungen zu NSDAP-Mitgliedern, durch Lügen und Urkundenfälschung, und durch Nutzen aller sonst noch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der (Selbst-)Täuschung, bis hin zur totalen Verleugnung und Auslöschung der eigenen jüdischen Identität. Auch die dritte Tochter, die Mutter des Autors, die nach England emigrierte, „vergaß“ dort ihre jüdische Herkunft und zog ihre beiden Söhne in dem festen Glauben auf, Deutschland nur wegen ihrer Musikausbildung verlassen zu haben. 

Ich möchte dieser empfehlenswerten, spannenden Geschichte hier weder vorgreifen noch möchte ich sie nacherzählen, sie ist allerdings in Englisch geschrieben und daher möglicherweise nicht für alle zugänglich – ich stelle mein Exemplar gern zur Verfügung. 

Literatur

1. https://www.dgvs.de/dgvs/geschichte/gegen-das-vergessen/).

2. Simon May. How to be a refugee. Picador Publ., London 2021. 

3. Walter Benjamin. Berliner Kindheit um neunzehnhundert. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1987