Bei meiner Recherche zu einem Artikel über den Widerstand in unserem Kiez (erscheint in der nächsten Printausgabe) habe ich mich auch auf die Suche nach den Stolpersteinen von Arvid Harnack und Mildred Harnack-Fish in der Genthiner Straße gemacht und fand – nichts! Klar, da war über Jahre eine Baustelle, aber auch nachdem Gerüste und Abdeckungen entfernt worden waren, tauchten sie nicht wieder auf.
Jahr: 2020
(ein Beitrag von Regine Lockot)
In der Kurfürstenstraße 115/116 fand vom 25. bis 27. September 1922, im „Haus des jüdischen Brüdervereins gegenseitiger Unterstützung”, der 7. Internationale Psychoanalytische Kongress der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) statt. Er war der letzte, an dem Sigmund Freud persönlich teilnahm.
Nach einer Blütezeit der Psychoanalyse im Berlin der 20er Jahre wurden ab 1933 alle jüdischen Psychoanalytiker durch die Nationalsozialisten aus Deutschland und später auch aus Österreich vertrieben. Sigmund Freud fand in London Exil, wo er am 23. September 1939 starb.
Am 22. Februar 1924 wurde in Magdeburg durch die drei Parteien der Weimarer Koalition (Zentrum, DDP und SPD) der Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold gegründet. Es sollte helfen die Weimarer Republik gegen ihre radikalen Feinde zu schützen.
Das von Karl Abraham gegründete Berliner Psychoanalytische Institut wurde 1922 zum Vorbild der Psychoanalytischen Institute der Welt – und gilt bis heute als der „heilige Gral“ der Freud’schen Psychoanalyse.
Im März 2010 – wurde die Gedenktafel für Pfarrer Adolf Kurtz am Eingang zum Gemeindehaus der Zwölf-Apostel-Kirche enthüllt.
1922 kam der damals 31jährige Adolf Kurtz an die Zwölf Apostel Kirche in Berlin-Schöneberg. Er fand eine florierende Gemeinde, die 1880 um einen Kirchenneubau am Dennewitzplatz hatte erweitert werden müssen. Die Potsdamer Straße war die große Ausfallstraße nach Süden. Die Bevölkerung des Gebietes mischte sich aus allen sozialen und kulturellen Schichten. Christen und Juden lebten Haus an Haus.
Stille Heldinnen (4)
Gertrud Winter – eine standhafte Widerständige in unserem Kiez
(von Hans Rainer Sandvoss, aus „Widerstand in Mitte und Tiergarten“)
Gertrud Winter (1896-1988) war auf Grund eines Verkehrsunfalls, der ihre Sehfähigkeit stark beeinträchtigte, vorzeitig aus der Polizeiverwaltung ausgeschieden. 1929 fiel ihr durch Erbschaft das väterliche Juweliergeschäft in der Tiergartener Kluckstraße 13 zu, das sie von nun an bis zur Zerstörung in den letzten Kriegswirren betrieb.
Stille Heldinnen (3)
Als nach der November-Revolution 1918 das gleichberechtigte Frauenwahlrecht eingeführt wurde, begann der rasante Prozess der Emanzipation der Frauen und zumindest in Teilen der Republik und Teilen der Gesellschaft genossen Frauen ihre Beteiligung am politischen und gesellschaftlichen Leben.
Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 machten sich diese jedoch daran, „Frauen auf ihre angestammte Rolle zurück zu führen“.
Stille Heldinnen (2)
Auch in unserm Kiez gab es die Widerständigen.
Drei von ihnen soll hier gedacht werden.
Stille Heldinnen (1)
Frauen spielten bei der Rettung von Verfolgten des Dritten Reichs eine herausragende Rolle. Doch wird ihrer immer noch zu wenig gedacht und gedankt. Die meisten von ihnen würden sich selbst nicht als „Heldinnen“ bezeichnet haben, sahen es als „selbstverständlich“ an, wie sie handelten, oder glaubten „nur ihre Pflicht getan“ zu haben. Und doch haben sie bewiesen, dass auch in einer Zeit unmenschlichen Grauens und totalitärer Diktatur menschliches Handeln möglich war – in aller Stille und doch auch unter massiver Gefährdung ihrer eigenen Person.
„Man muss nicht selber in Auschwitz gewesen sein, um das Entsetzen und die Trauer zu lernen. Was man über das Schlimmste aller Menschheitsverbrechen erfahren kann, ist überall verfügbar.“ (Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung)
….auch bei uns im Kiez.